Ebbe in Herz & Hirn - Flut im Portmoney - Leserverdummung in manchen Weblogs:
Wie eine Bloggerin ihrer Geldgier huldigt und ihren Lesern den Nonsense-Sand in die wunden Augen reibt, bringt mich jedesmal auf die Palme. Die Frau scheint Fleisch gewordene Manifestation der ersten Kaufmannsregel zu sein: Lerne klagen ohne zu leiden.
Dauernd klagt sie, wie wirtschaftlich schlecht es den Ärzten doch gehe - nie findet sie auch nur ein Wort über die unerträgliche Situation der Patienten.
Smarte Geschäftemacherin: Ignorant und eloquent. Mit flottem Mundwerk immer den Profit fest im Tunnel-Blick. Alle anderen können sehen wo sie bleiben. Mein übles Hamburg-Klischee-Bild lebt von solchen Profit geilen Pfeffersäcken.
Sie schreibt in ihrem Weblog:
Praxisgebühr: Entgegen vielfältiger Meinungen ist die Praxisgebühr keine Einkommenserhöhung für die Ärzte. Sie sind nur die Geldeintreiber für die Krankenkassen.
Denn: jeder Praxisgebühr-Euro den sie einnehmen wird vom Honorar wieder abgezogen. > diese 10 Euro sind eine Beitragserhöhung der Kassen, nix anderes. Und keiner weiss bis jetzt, wo das Geld bleiben wird.
Fazit: schimpft nicht eure Ärzte/Zahnärzte, die sind zwangsweise Erfüllungsgehilfen, können sich, da es ein Gesetz ist, nicht dagegen wehren, und bekommen diese Leistung nicht mal anständig vergütet.
Bundesdeutsche Ärztewirklichkeit *grmpffffffff*
Mir kommen die Tränen: Die armen Ärzte als ohnmächtige Inkasso-Gehilfen für die angeblich so mächtigen Krankenkassen - für wie doof hält diese Manipulateuse eigentlich ihre Leser?
Geht die Praxis-Eintrittsgebühr in die Kaffee-Kasse der Krankenversicherungen - oder wie? Natürlich nicht. Letzlich fliessen diese Gelder in den eh schon gigantisch großen JackPot des Medizinbetriebes - also in die Portmoneys der Ärzte - ob nun über 1, 2 oder 3 Ecken. Oder auch 4.
Im Kontrast dazu, was Ärzte selbst dazu sagen, die auch am Patienten und am Gemeinwohl interessiert sind:
Ein paar Textauszüge aus dem "Rundbrief" Nummer 2, 2003 des Verein demokratischer Ärztinnen und Ärzte (VDÄÄ) (Ich zitiere):
"Stern 14/2003 Seite 196
Chronologie eines kleinen und dennoch standesärztlich unverzeilichen Tabubruchs
Einige Ärzte machen aus ihrem Einkommen kein Geheimnis mehr. Ihren protestierenden Kollegen raten sie: Hört auf zu jammern
„Wir verdienen genug"
Eine Nullrunde für Ärzte – seit Gesundheitsministerin Ulla Schmidt diesen Plan verfolgt, schreien Deutschlands Kassenärzte auf. Das werde die Doktoren ruinieren, barmte ihr Verbandschef Manfred Richter-Reichhelm. Ein Münchner Hautarzt klagte öffentlich: „Jeder Friseur verdient in 20 Minuten mehr als wir."
Ärztliche Einkommen
Erni Balluff, Hausärztin aus Frankfurt, kann sich über so viel Scheinheiligkeit „richtig ärgern". Schließlich verdienen wir immer noch gut". Den Ärzten, die sich mit Streiks, Boykotts und Demonstrationen gegen die zaghaften Sparbemühungen wehren, attestiert die 58-Jährige Wahrnehmungsstörungen: „Das ist Jammern auf hohem Niveau." Zum Beweis legte sie dem stern ihre Steuererklärung 2001 vor. Brutto blieben der Ärztin 87000 Euro Gewinn, macht ein Monatsgehalt von 7.250 Euro brutto für eine 40- Stunden-Woche. Ein Friseurmeister verdient 1.800 Euro.
Zeit für Patienten nehmen
Dabei nutzt Frau Doktor Balluff keinen der Tricks, die das Gesundheitssystem zulässt. Sie kuriert im kleinbürgerlichen Frankfurter Nordend. Ein störanfälliger Aufzug bringt die Patienten in die Praxis im zweiten Stock, die sie zusammen mit zwei Kollegen betreibt. Man teilt sich die Kosten und den kleinen Gerätepark: ein EKG, einen Lungenfunktions- und einen Inhalationsapparat für Asthmatiker und Bronchialkranke.
Frau Balluff ist Ärztin aus Leidenschaft. Sie nimmt sich Zeit für ihre Patienten – obwohl Redezeit mies vergütet wird. Auch bei Medikamenten hält sie sich an die Sparvorschriften.
Großzügig darf sie nur noch bei Privatpatienten sein, deren Versicherung mehr bezahlt. Doch die wohnen meist nicht in Frankfurt-Nordend, nur etwa 15 Prozent der Einnahmen machen die Privathonorare aus. Der Haupterlös stammt von rund 1.100 Kassenpatienten, die jedes Quartal ihre Chipkarte vorlegen. Zusatzleistungen, die die Patienten aus eigener Tasche bezahlen müssen und die viele Kassenärzte als lukrative Nebenerwerbsquelle entdeckt haben, bietet Balluff nicht an: „Die schleichende Umwandlung der Praxen in Verkaufsstätten" missfällt ihr.
Boykotthaltung einer Berufsgruppe
Erni Balluff ist das Lobbyistengeschrei der Ärztefunktionäre peinlich – wie allen ihren Kollegen im Verein Demokratischer Ärztinnen und Ärzte (VDÄÄ). Die 800 Mitglieder wollen nicht mitmachen bei der „zunehmenden Kommerzialisierung des Arztberufs". Die Abzocke vieler Kollegen lehnen sie ab. VDÄÄ-Bundesvorsitzender ist Winfried Beck, 60, Orthopäde in Frankfurt-Seckbach, 130 000 Euro Bruttoeinkommen. Er schämt sich für die Boykotthaltung einer Berufsgruppe, die sich in einer „hochprivilegierten Situation" befinde. „Als Vertragsärzte der Kassen sind wir stärker gegen Wirtschaftsflauten gefeit als andere Selbstständige." Natürlich weiß der VDÄÄ-Vorsitzende, dass es „auch arme Mediziner gibt". Verlierer des Systems sind unter den niedergelassenen Medizinern vor allem Landärzte im Osten und Hausärzte in sozialen Brennpunkten.
Autoritätshörige Klienten sind pflegeleichter
Beck begrüßt viele der angedachten Reformen, etwa die Leistungsüberwachung von Ärzten oder die geplante Kontrolle regelmäßiger Fortbildungen. Auch die umstrittenen Desease- Management-Programme, wonach chronisch Kranke nach wissenschaftlich fundierten Leitlinien behandelt werden müssen, findet er richtig: „Unsere Kassenärztliche Vereinigung hat solche Innovationen und Reformen bisher blockiert. Unter dem Argument ‚Therapiefreiheit' fordert sie, dass jeder weiter seinen Mist machen darf."
Hier sieht Beck auch die Patienten gefordert, die als aufgeklärte Verbraucher auftreten müssten. Er ahnt, dass es manchen Kollegen davor graust: „Autoritätshörige Klienten, die nicht am Halbgötterimage kratzen, sind pflegeleichter." Was rät Beck Patienten gegen streikende Ärzte? „Den Arzt wechseln oder klarstellen: Ich kämpfe nicht für Ihr höheres Einkommen."
Brigitte Zander
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Ebenfalls aus dem Rundbrief Nummer 2, 2003 des VDÄÄ
Beck: „Kassenärztliche Vereinigungen im Kampf gegen Abzocker und Flaschen gescheitert"
Interview mit Dr. Winfried Beck, Vorsitzender des Verbandes der demokratischen Ärztinnen und Ärzte (VDÄÄ)
Facharzt.de: Herr Beck, ist es richtig, dass Sie Ihre Zulassung abgegeben haben und eine Privatpraxis betreiben?
Dr. Winfried Beck: Nein, ich habe meine Praxis vor sechs Monaten verkauft und mache seitdem nur noch Gutachten für die Sozialgerichte. Außerdem lehne ich Privatpraxen grundsätzlich ab. Warum? Weil mir meine Ausbildung von dieser Gesellschaft bezahlt wurde – und zwar die teuerste Ausbildung, die es gibt. Es wäre nicht angemessen, nur noch ein Zehntel der Bevölkerung zu behandeln.
Aber Ihre Praxis frühzeitig verkaufen konnten Sie trotz teurer Ausbildung?
Ich konnte nach 9 Jahren Klinik und 26 Jahren Praxis psychisch nicht mehr, war ausgebrannt. Außerdem hatte sich, als ich einen Nachfolger für meine Praxisgemeinschaft suchte, ein Ehepaar gemeldet, was mir einen guten Preis für beide Praxen geboten hat. Diesen Preis hatte ich nicht erwartet, da habe ich zugeschlagen.
Sie beschreiben die Situation der Ärzte als „hochprivilegiert". Mit einem Burnout-Syndrom sind Sie sicherlich nicht der einzige unter Ihren Kollegen. Würden Sie das wirklich als „hochprivilegierte Situation" bezeichnen?
Meine Frau ist Sozialarbeiterin, hat einen noch viel härteren Job und verdient einen Bruchteil von dem, was Ärzte verdienen. Ich will mich ja nicht mit Managern vergleichen, sondern mit Berufsgruppen, die am Menschen arbeiten. Und da gibt es niemanden, der privilegierter ist.
Gehört dazu auch, dass der Vertragsarzt rund ein Viertel seiner Leistung ohne Bezahlung erbringt?
Das ist völliger Quatsch. Wir Ärzte müssen das Komplexhonorar, den Durchschnittswert sehen, der am Ende des Quartals herauskommt. Es ist ein Fehler, auszurechnen, wieviel man für welche Leistung bekommt. Wenn ich zehn Patienten habe, die Einlagen brauchen, dann habe ich für diese zehn furchtbar viel Honorar bekommen – viel zu viel ! Dafür kommen wiederum andere Patienten, bei denen ich drauflegen muss. Entscheidend ist, was am Ende rauskommt.
Nochmal zur „hochprivilegierten Situation": Sie haben Ihre Praxis, wie sie sagten, sehr gut verkauft. Wenn der Gesetzentwurf von Ulla Schmidt in der jetzigen Form realisiert wird, werden viele Kollegen ihre Praxis nicht mehr verkaufen können.
Da kann man jetzt natürlich sagen „der hat gut reden". Das ist sicherlich nicht schön, aber wir können das Gesundheitswesen nun mal nicht danach gestalten, was den Ärzten nutzt, sondern müssen das Gemeinwohl in den Vordergrund stellen. Nichtsdestotrotz bin ich der Meinung, dass es Entschädigungen für die Ärzte geben muss, die ihre Praxis nicht mehr verkaufen können. Das wäre auch sicherlich vorm Verfassungsgericht einklagbar.
Was halten Sie generell von dem Gesetzentwurf aus dem BundesMinisterium für Gesundheit?
Ich befürworte uneingeschränkt ein Institut für Qualität in der Medizin, weil die Ärzteschaft nicht in der Lage ist, die Qualität zu steuern. Sowohl bei der Bundesärztekammer als auch bei den Kassenärztlichen Vereinigungen stehen andere Interessen im Vordergrund. Deswegen muss diese Aufgabe von einer unabhängigen Institution übernommen werden, wie es beispielsweise in den USA und Schweden gehandhabt wird. Auch ein Einzelvertragssystem halte ich für sinnvoll. Denn die KV hat es nicht geschafft, zwei Sorten von Ärzten das Handwerk zu legen:
Zum einen den Abzockern, die hemmungslos die Gebührenordnung ausnutzen, zum anderen den „Flaschen", also den qualitativ schlechten Ärzten. Das ist nur zu schaffen, wenn Konkurrenz herrscht. Den Erstzugang zum Allgemeinmediziner befürworte ich ebenfalls, weil eine doppelte Facharztvorhaltung – in Klinik und Praxis – ein nicht mehr zu bezahlender Luxus ist. Damit wird im Grunde das fachärztliche Tun auch aufgewertet. Ich musste als Orthopäde oft Hausarztfunktion übernehmen, beispielsweise bei Patienten mit leichten Rückenschmerzen. Dafür bin ich eigentlich überqualifiziert.
Sie sagten, eine reine Privatpraxis lehnen Sie ab. Wie steht's mit IGeL?
Davon halte ich genauso wenig. Wenn eine Leistung notwendig ist, dann muss sie in den GKV-Katalog.
Es sind mit Sicherheit nicht alle Leistungen, die notwendig sind, im Leistungskatalog der GKV.
Wenn eine Leistung nicht im GKV-Katalog ist, dann sollte ich sie auch nicht anbieten. Das führt zu einer Zwei-Klassen-Medizin.
Auch wenn es sinnvolle Leistungen sind wie Hautkrebsvorsorge, Glaukomvorsorge etc.?
Mir persönlich fällt keine Leistung ein, die sinnvoll ist und nicht im Leistungskatalog steht. Oft wird von den Ärzten ja auch nur behauptet, die Kasse würde eine Leistung nicht bezahlen, damit Sie privat abrechnen können. Genau hierfür brauchen wir im Übrigen die staatliche Qualitätskontrolle. Wenn dieses geplante Institut für Qualität in der Medizin entscheidet, eine Leistung gehöre nicht in den GKV-Katalog, dann gehört sie da auch nicht rein. Dann sollte sie auch nicht als Kostenerstattung angeboten werden.
Dann habe ich als Patient keine Chance, frei zu entscheiden, ob ich eine Hautkrebsvorsorge machen möchte?
Genau, denn das würde wiederum zu einer Zwei-Klassen-Medizin führen, da viele Menschen aus finanziellen Gründen gar nicht die Wahl haben, sich für eine solche Leistung zu entscheiden. Warum sollten Sie diese Wahl also haben. Und sobald ein Verdacht auf Hautkrebs besteht, wird die Leistung ja von der Kasse bezahlt.
Ich nehme an, ein Kostenerstattungssystem halten Sie ebenfalls für unsozial?
Ja, die Kostenerstattung lehne ich völlig ab. Dabei wird doch nur der Punktwertabsturz auf die Patienten abgewälzt. In der Begegnung mit meinen Patienten will ich nicht an Geld denken müssen, geschweige denn darüber reden. Ärzte, die Kostenerstattung fordern, wollen sich aus der Gesamtverantwortung ausklinken nach dem Motto „Hauptsache, ich bekomme mein Geld – was der Patient am Ende von der Kasse erstattet bekommt, ist mir egal."
Sie würde aber das Kostenbewusstsein der Patienten enorm stärken.
Patienten mit einer „Freibiermentalität" habe ich nur sehr selten erlebt. Und gerade bei bedürftigen, wirklich kranken Patienten würde ich mich schämen, über Geld zu sprechen.
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Ende der Textauszüge aus dem RundBrief 2/2003 des VDÄÄ