Montag, September 27, 2004

"Sozialschmarotzer"

Sogenannte Leistungsträger fordern immer mal wieder ein konsequentes Vorgehen gegen sog. Sozialschmarotzer.

Wenn ich mir vergegenwärtige, dass es in Deutschland jährlich etwa 40 000 Fälle von ÄrztePfusch gibt, also viele Menschen, die durch grobe ärztliche Fahrlässigkeit oder Vorsatz zu zeitweiligen oder dauerhaften Sozialfällen werden, dann missbrauchen Ärzte für ihre eigenen Dummheiten und/oder Vorteile nicht nur ihre Patienten, sondern auch die Sozialkassen.

Zur Rechenschaft gezogen werden idR aber nicht etwa die "sozialschmarotzenden" schlampigen oder gar kriminellen Mediziner. Es gibt sogar besinnungslose Leute, die hauen drauf auf geschädigte Patienten, die sollen gefälligst die Reste ihrer Existenz zusammenraffen, ihren Hintern hoch bewegen und sich ins Arbeitsleben eingliedern. Volkssturm-Mentalität.

Unter allen ärztlichen Schlichtungsstellen hierzulande herrscht bei der SchlichtungsStelle der bayerischen Ärztekammer die niedrigste Quote der Anerkennung von Patienten-Ansprüchen auf Schadenersatz und Schmerzensgeld.

Ich lese grade die Untersuchung des bayerischen Mediziners Prof. Dr. med. Arno Krug, zur Seriosität von ärztlichen Gutachten. Er nennt es Vertuschungsgutachten, schildert hanebüchene Zustände und spricht selbst von einem Skandal.

Die Patientin überlebte wie durch ein Wunder die Folgen einer einfachen Gallenblasenentfernung. Allerdings musste sie 50 Tage lang auf der Intensivstation unter künstlicher Beatmung und Luftröhrenschnitt behandelt werden. Anschliessend war noch eine 5-wöchige Behandlung auf einer chirurgischen Normalstation nötig, ehe eine mehr-monatige Rehabehandlung angeschlossen werden konnte.

5 chirurgische Hochschullehrer, davon 2 Direktoren von Universitätskliniken finden es ganz normal, wenn die Behandlung eines harmlosen Abszesses nach einer Gallenblasenentfernung zu derartigen Komplikationen führt und Kosten von über 100.000 DM verursacht.

Bei einer richtigen Behandlung wäre die Patientin nach 10-14 Tagen gesund nach Hause gegangen bei Kosten unter 5.000 DM.

(Aus einem Vortrag am 17.07.2004 in Rosenheim bei der Notgemeinschaft Medizingeschädigter in Bayern - Patient im Mittelpunkt- e.V.)
http://www.bag-notgemeinschaften.de/aktuell/aktuell.html

Sowas ist kein Einzelfall. Ganz im Gegenteil.
Wie wäre es, wenn sog. Leistungsträger mal an dieser Stelle vor der eigenen Haustür aktiv gegen solche "Sozialschmarotzer" vorgehen würde? Und zwar sowohl vorbeugend als auch heilend. Also dafür sorgen, dass ärztliche Arbeit seriös wird und gar nicht erst Patienten zu Schaden kommen. Und wenn es passiert ist, dann die ärztlichen Gold-Nasen zur Kasse bitten - auf dass die Solidargemeinschaft und die geschädigten Patienten wenigstens finanziell entlastet werden.


Allein der o.g. Fall von ÄrztePfusch hatte der Solidargemeinschaft also etwa 100 000 DM unnötigerweise gekostet.
Wenn man mal bescheiden einen Schnitt von nur 10% dieser Summe annimmt, also etwa 10 000 DM unnötige Kosten bei den o.g. 40 000 Fällen, dann kommt man auf eine jährliche Last von 400 Mio. DM unnötige Kosten für die Sozialkassen.
Verursacht von akademischen Leistungsträgern und angeblichen Gesundmachern (Ärzten), die sich diese Summe in die eigenen Taschen "erpfuschen". Eine Hand wäscht die andere.

Solange Gutachter, Gerichts-Juristen und Politiker solche Praktiken unterstützen, geht dieser Wahnsinn weiter. Naja, und last but not least ist natürlich auch jeder Bürger zum Widerstand gegen solche Zustände und Praktiken aufgefordert.