Mehr Tote durch Ärztepfusch als im Straßenverkehr
Der Präsident der Deutschen Chirurgischen Gesellschaft hat alarmierende Zahlen vorgelegt. Demnach zählt das Risiko, an Kunst- und Behandlungsfehlern im Krankenhaus zu sterben zu den zehn häufigsten Todesarten - noch vor Aids und Brustkrebs.
Rothmund sagte, es müssten dringend Schritte unternommen werden, um Zahl und Schwere von Fehlern zu verringern: "Die Luftfahrtgesellschaften sind uns Medizinern um 20, 30 Jahre voraus, was Fehlervermeidung angeht." So liege das Risiko, eine schwere oder tödliche Komplikation zu erleiden, im Krankenhaus bei eins zu 200, im Luftverkehr dagegen bei eins zu zwei Millionen.
Er forderte seine Zunft auf, eine "Politik des Schweigens" zu beenden und Konsequenzen zu ziehen. In den angelsächsischen Ländern sind in den Kliniken längst regelmäßige Konferenzen über aktuelle Krankheits- und Todesfälle Standard. "Solche Konferenzen finden bei uns in Deutschland in der Regel nicht statt", sagte der Chefarzt an der Universitätsklinik Marburg.
Fehler passierten zwar immer, wo Menschen zugange seien, aber auch eine Sicherheit von 99 Prozent sei nicht ausreichend: Dies würde jede Woche noch immer 1225 fehlerhafte Operationen in deutschen Kliniken bedeuten.
Aus der SZ von Heute, www.sueddeutsche.de
Auch aktuell zum Thema: http://www.zeit.de/2005/15/M-Fehler
Das dürfte schwierig bis unmöglich sein, solange Ärzte für's Kranksein und nicht für's Gesundsein ihrer nicht-ärztlichen Mitmenschen bezahlt werden. Ob bewusst oder unterbewusst, dieser Grundwiderspruch oder Zielkonflikt wirkt jeder Verbesserung der Patienten-Gesundheit oder -"Sicherheit" entgegen.
Im FlugverkehrsWesen ist nur ein Angst frei, gesund und sicher beförderter, zufriedener Kunde auch ein zukünftiger zahlender Kunde. Ganz im Gegensatz in der Medizin. Tief begriffen zu haben, dass jedes Engagement mit Liebe und Hingabe für die Gesundheit der Patienten, die eigene finanzielle Zukunft untermininiert, wird stets Pfusch, Schlampigkeit und böswillige Sabotage fördern. Dieser Systemfehler entlastet aber keinen Arzt von persönlicher Schuld.
Vor dem oben skizzierten Hintergrund, kann ich die Äusserungen des Chefs der Chirurgen nur als Augenwischerei sehen - so sympathisch seine geäusserten Ziele auch scheinen mögen.
Aber vielleicht meint seine "Patientensicherheit" auch etwas anderes als Patienten-Gesundheit. Es geht ihm vielleicht einfach nur darum, dass behandelte Patienten nicht schon im Krankenhaus unter Nebenwirkungen, Spät- und Folgeschäden leiden sollen. Das würde zu direkt negativ auf Ärzte und Klinik zurückfallen - auch weil statistisch erfassbar.