Wir sehen was, das du nicht siehst
In der HighTech- und Freiluft-Anstalt Deutschland wird jeder banale und triviale Scheissdreck optisch und akustisch aufgezeichnet - für die digitale Halbewigkeit.
Das werden Bahnhofsvorplätze, Fussgängerzonen und Strassenzüge rundumdieuhr optisch überwacht, friedliche Leute in ihren Wohnungen observiert, Kaufhäuser und der BigBrotherContainer videokontrolliert und so weiter. Also der kleine Mann, die kleine Frau, der Normalbürger sind rund um die Uhr best-dokumentiert - ob in der Öffentlichkeit, auffa Abeit, im Büro oder zu Hause.
Hingegen dort, wo die wirklich brisanten Dinge des Lebens und Sterbens ins Werk gesetzt werden - in den juristischen Gerichts- und medizinischen Operationssälen - gibt es keine offizielle Aufzeichnung von Bild und Ton. Ich kann es selber kaum glauben, aber Gerichtsprozesse werden noch immer von Hand protokolliert, wenn überhaupt. Ich habe es selber gesehen, dass anschliessend in der Gerichtsakte der Verlauf des Prozesses resp. der Wortlaut der jeweiligen Äusserungen der Prozessbeteiligten in wesentlichen Punkten falsch wiedergegeben wurde, was eine Wiederaufnahme (Revision/Berufung) eines solchen Prozesses von vornherein sinnlos machen kann. Auch der renommierte Anwalt Rolf Bossi beklagt diesen Missstand fehlender Dokumentation. Es ist ein Unding: Beschuldigte und Zeugen werden vorher per HighTech observiert und dokumentiert, aber im Gerichtsprozess gibt es keine offizielle technische Dokumentation. Protokolle von Hand sind immer tendenziös und fehlerhaft.
Und auch in den med. Operationssälen schaut den Vermummten mit dem scharfen Messer in der Hand, niemand von ausserhalb auf die Finger. Keine Video-Kontrolle, keine Ton-Aufzeichnung - nichts. Zudem erfahren die Patienten so gut wie nie, wer sie denn tatsächlich aufgeschnitten hat, als sie selbst in Vollnarkose lagen. Eine absurde, perverse Situation. Gelegenheit macht Mörder, Totschläger und schwere Körperverletzer. Die da Oben bestimmen die Regeln. Wir hier unten lassen uns das gefallen.