Konspirative Strippenzieher
Ein Arzt aus Vechta hatte ohne Einwilligung des Patienten dessen Namen, Alter und Diagnose an mehrere Fachkollegen weitergegeben. Zweck der Weitergabe war nach Angaben des Arztes der Schutz des Patienten vor unnötiger Röntgenbestrahlung. Außerdem habe man im Interesse der Solidar-Kassen verhindern wollen, dass Patienten solange den Arzt wechseln, bis sie eine kassenfinanzierte Diagnose bekommen. "Die Liste mit Patientendaten haben nur Leute im ärztlichen System bekommen". Das nach der neuen Richtlinie eingeführte Verfahren sieht vor, dass Patientendaten zur Vermeidung von Mehrfach-Diagnosen direkt vom jeweiligen Arzt an die Kassen und an die KZVN weitergeleitet werden. Dort würden sie dann "abgeglichen".
Damit wird aber die sogenannte "zweite ärztliche Meinung", auf die jeder Patient einen legitimen und legalen Anspruch hat, hintenrum konspirativ ausgehebelt. Patienten wollen sich zu einer von ihrem Arzt gestellten Diagnose oder einem Therapievorschlag eine sog. "zweite Meinung" von einem anderen Arzt einholen. Im Glauben auf eine unabhängige Einschätzung des anderen Arztes bekommen sie dann aber tatsächlich eine von Ärzten hinter den Kulissen abgesprochene Beurteilung, noch dazu unter Missachtung des Datenschutzes. Das war in 2002 - heute ist es sicher noch schlimmer.