Freitag, März 26, 2004

Def. faschistoid

Jemand fragte grade, was in der Subtitelzeile faschistoid bedeuten solle.

Als faschistoid bezeichne ich es, wenn ein Mensch/Bürger als Patient während eines medizinisch-chirurgischen Eingriffs behandlelt wird, wie man sowas in der Öffentlichkeit bisher eigentlich nur von medizinischen Experimenten an KZ-Insassen, chinesischen Häftlingen oder Versuchstieren weiss/ahnt/kennt, und dann das Opfer keinerlei institutionellen Beistand finden kann.

Also wenn konkret dann trotz Strafanzeige, mit immerhin erheblichsten Tatvorwürfen, die Staatsanwaltschaft sich lediglich auf das Prüfen der Patienten-Dokumente beschränkt - die bekanntlich vom Täter / Arzt selbst erstellt werden - also die Veranlassung einer medizinischen Begutachtung des Opfers ablehnt, und das Opfer keinerlei alternative Anlaufstelle finden kann, weil es die einfach nicht gibt, um selbst zu einer seriösen Begutachtung zu kommen.

Wenn ein Arzt unter vier Augen sagt, das Opfer werden hier im Lande niemals einen med. Gutachter finden, der gegen den med. Kollegen ein Gutachten erstellen wird, und wenn alle Institutionen, die gemeinhin in den Bereichen Patientenschutz, juristischer Beistand, Medizin, Opferschutz, Menschenrechte, politische Petitionsmöglichkeiten, sich für so ein Problem als nicht zuständig oder nicht kompetent erklären oder erweisen - mithin das Opfer einer schweren medizinschen Menschenrechtsverletzung also institutionell völlig allein gelassen wird, wie es mich an die Verlorenheit der von den Nazis Verfolgten erinnert - ja, dann nenne ich solche Verhältnisse faschistoid.

Bekanntlich heisst faschistoid nicht, dass es allen Bürgern eines Landes schlecht geht, heisst nicht, dass alle Einwohner bedroht sind - es sind einzelne Menschen und bestimmte Gruppen. Faschistoid sind dann solche Verhältnisse, in denen die anderen Bürger solche Verhältnisse geschehen lassen - zB aus Angst, sonst selbst in den Focus als Opfer zu geraten, oder weil sie vielleicht mit den Ergebnissen einverstanden sind, und die Methoden zwar vielleicht nicht gut heissen, aber dennoch stillschweigend akzeptieren.

Anlässlich der in einigen Ländern legal möglichen und praktizierten Sterbehilfe, gab es eine seriöse Stellungnahme von ichweissnichtmehrwem, worin wie selbstverständlich und nebenbei von einer Iatrokratie (Herrschaft der Ärzte / Ärztediktatur) gesprochen wurden, so als sei da eh klar und normal und unabänderlich. Ich sehe das für hiesige Verhältnisse ziemlich genau so.
Die Ärzteschaft ist exzellent informationell vernetzt - auch global - verfügt über einen starken Corpsgeist nach aussen und enorme finanzielle Resourcen. Nicht ohne Grund nennt man sie Halb-Götter. Und wie ich aus der griechischen Mythologie weiss, sind unter den Göttern genauso üble Charaktere, wie unter den schlimmsten Menschen.

Ich denke, viele Menschen haben noch nicht erkannt, dass der Medizinbetrieb unser Leben totalitär durchdringt: Geboren wird im Krankenhaus, Tod und Sterben findet ebenfalls idR im Krankenhaus statt. Bei Nichtgefallen des eigenen äusseren Erscheinungsbildes wird chirurgisch Korrektur durchgeführt (demnächst auch genetisch?). Wer auszieht, die weite Welt zu erkunden, oder in die Luft zu steigen, unterzieht sich einem Check und der Betreuung durch Ärzte. Bei Krankeit und Krisen unterwirft man sich der Steuerung und Eingriffen durch Ärzte. Die Zeugung und Auswahl menschlichen Lebens wird zunehmend künstlich von Medizinern bewerkstelligt. Da findet Diagnose und Selektion statt - nicht durch die Eltern, nicht durch "die Natur", nicht durch DEN Schöpfer - nein - durch Medizin-Personal, das damit Geld macht. Der normale Alltag basiert immer mehr auch auf medizinschen Erkenntnissen. Biometrische Merkmale, genetischer Fingerabdruck, die bald kommende Gesundheits-Chipkarte, der unter die Haut eingepritze Veri-Chip (ähnlich dem ID-Chip für Haus- und Nutztiere).

Es ist ja so, dass nicht jeder Bürger zu jeder Zeit von allen diesen Eingriffen betroffen ist. Darum vielleicht auch so wenig Informationsbedürfnis und Gegenwehr. Aber es gibt ja nicht allzu viele Institutionen, wo diese diversen Datenströme zusammenlaufen, resp. zusammengefasst werden (können) - darum ist das doch schon reichlich zentralistisch.

Vor zwei Jahren hat es einen nur kleinen Skandal gegeben, als bekannt wurde, dass ein Arzt Namen, Alter und Diagnose eines Patienten an mehrere Fachkollegen weiter gegeben hatte, weil er im Vorgriff auf eine allgemeine Regelung mit den Krankenkassen, verhindern wollte, dass Patienten so lange den Arzt wechseln, bis sie eine kassenfinanzierte Diagnose bekommen. Muss man sich mal klar machen: Abgesehen von der Verletzung von Persönlichkeitsrechten und des Datenschutzes und einem möglichen Verstoß gegen die ärztliche Berufsordnung - da wechselt man den Arzt, um eine sog. zweite Meinung einzuholen - und bekommt jedesmal die gleiche Diagnose resp. TherapieEmpfehlung - nicht weil sie richtig ist, sondern weil die Ärzte sich untereinander abgesprochen haben. (Quelle: dpa/netdoktor 07.06.2002).