Wie man sich bettet, so schläft man
Christian Morgenstern:
Palmström ist nervös geworden;
darum schläft er jetzt nach Norden.
Denn nach Osten, Westen, Süden
schlafen, heißt das Herz ermüden.
(Wenn man nämlich in Europen
lebt, nicht südlich in den Tropen.)
Solches steht bei zwei Gelehrten,
die auch Dickens schon bekehrten -
und erklärt sich aus dem steten
Magnetismus des Planeten.
Palmström also heilt sich örtlich,
nimmt sein Bett und stellt es nördlich.
Und im Traum, in einigen Fällen,
hört er den Polarfuchs bellen.
Meine persönlichen Erlebnisse, Ansichten, Anmerkungen als ortsfester Weltbürger im globalen Polizeistaat
Samstag, Februar 28, 2004
RelativiererInnen und VerharmloserInnen am Werk
Etliche Schreiber gerieren sich als Phalanx von VerharmloserInnen und RelativiererInnen. Jemand von ausserhalb beschreibt ein schlimmes Ereignis, welches ihm widerfahren ist, und seine dramtischen Folgen - und was machen diese Leute? Sie picken sich die Schlüsselbegriffe heraus und stellen sie in belanglosere, andere Zusammenhänge. Immer wieder. Systematisch.
Würde beispielsweise ein KZ-Überlebender sein Trauma in einem Buch beschreiben - was ja einige getan haben, und würde von seinen Bemühungen sprechen, die Verantwortlichen vor ein Gericht zu bringen, so würden die Verharmloser, die Gerechtigkeitsbemühungen komplett ignorieren, aber anhand der Informationen und des beschafften Wissens über den Mann, ihn ebenso ungefragt wie pentrant mit permanenten Statements berieseln, wie toll er doch überlebt habe, andere hätten nicht mal das, und welch ein schönes Zeichen von Lebenskraft es doch sei, ein Büchlein zu schreiben, wie sehr auch er jetzt gefordert sei, das Land mit aufzubauen und in der Arbeit seine Vorwürfe zu vergessen. Vermutlich würden sie ihm auch eine Nacht oder Woche im Bordell finanzieren, auf dass er all seine Last und Bitterkeit verlöre.
Die Frage drängt sich da gradezu auf, wer oder was diese dreisten Ignoranten antreibt - und der Verdacht entsteht, ihr Motiv könnte sein, die Nazi-Verbrecher nicht vor Gericht sehen zu wollen.
Etliche Schreiber gerieren sich als Phalanx von VerharmloserInnen und RelativiererInnen. Jemand von ausserhalb beschreibt ein schlimmes Ereignis, welches ihm widerfahren ist, und seine dramtischen Folgen - und was machen diese Leute? Sie picken sich die Schlüsselbegriffe heraus und stellen sie in belanglosere, andere Zusammenhänge. Immer wieder. Systematisch.
Würde beispielsweise ein KZ-Überlebender sein Trauma in einem Buch beschreiben - was ja einige getan haben, und würde von seinen Bemühungen sprechen, die Verantwortlichen vor ein Gericht zu bringen, so würden die Verharmloser, die Gerechtigkeitsbemühungen komplett ignorieren, aber anhand der Informationen und des beschafften Wissens über den Mann, ihn ebenso ungefragt wie pentrant mit permanenten Statements berieseln, wie toll er doch überlebt habe, andere hätten nicht mal das, und welch ein schönes Zeichen von Lebenskraft es doch sei, ein Büchlein zu schreiben, wie sehr auch er jetzt gefordert sei, das Land mit aufzubauen und in der Arbeit seine Vorwürfe zu vergessen. Vermutlich würden sie ihm auch eine Nacht oder Woche im Bordell finanzieren, auf dass er all seine Last und Bitterkeit verlöre.
Die Frage drängt sich da gradezu auf, wer oder was diese dreisten Ignoranten antreibt - und der Verdacht entsteht, ihr Motiv könnte sein, die Nazi-Verbrecher nicht vor Gericht sehen zu wollen.
Freitag, Februar 27, 2004
Fluglotsenmord
Ein zwar Schuldiger aber auch Familienvater ist getötet worden und ein vom Schicksal eh schon schwer geschlagener Mann wandert nun ins Gefängnis.
Hätte man den verantwortlichen Fluglotsen für seine folgenschwere Schlampigkeit mit ein paar Monaten oder Jahren Gefängnis bestraft - wäre das einerseits eine wohl durchaus nicht ungerechte Strafe gewesen, denn es kann doch nicht sein, dass er ohne Busze tun zu müssen, sich selbst überlassen so weiter leben darf.
Zudem wäre es eine gewisse Genugtuung für ALLE Angehörigen der Opfer gewesen, und der Fluglotse wäre noch dazu im Gefängnis dem Zugriff des rächenden Mannes entzogen gewesen.
Nach einiger Zeit wäre er wieder bei seiner Familie gewesen und der Rache bedürftige Mann hätte vermutlich von der Schwere und Endgültigkeit seiner Tat abgesehen.
Ein erodierender Rechtstaat produziert Unglück in Serie, resp. generiert sich seine "Kunden" selber.
Ein zwar Schuldiger aber auch Familienvater ist getötet worden und ein vom Schicksal eh schon schwer geschlagener Mann wandert nun ins Gefängnis.
Hätte man den verantwortlichen Fluglotsen für seine folgenschwere Schlampigkeit mit ein paar Monaten oder Jahren Gefängnis bestraft - wäre das einerseits eine wohl durchaus nicht ungerechte Strafe gewesen, denn es kann doch nicht sein, dass er ohne Busze tun zu müssen, sich selbst überlassen so weiter leben darf.
Zudem wäre es eine gewisse Genugtuung für ALLE Angehörigen der Opfer gewesen, und der Fluglotse wäre noch dazu im Gefängnis dem Zugriff des rächenden Mannes entzogen gewesen.
Nach einiger Zeit wäre er wieder bei seiner Familie gewesen und der Rache bedürftige Mann hätte vermutlich von der Schwere und Endgültigkeit seiner Tat abgesehen.
Ein erodierender Rechtstaat produziert Unglück in Serie, resp. generiert sich seine "Kunden" selber.
Dienstag, Februar 24, 2004
Die Hölle auf Erden
Manchmal besteht Überleben darin - nicht verrückt zu werden und/oder Amok zu laufen - vor körperlichen und seelischen Schmerzen, vor Hoffnungslosigkeit. Und sich bauklötzchenhaft an dem orientieren, was die Grundlagen des Lebens sind, auch wenn es nur ein Vegetieren ist. Und niemals die Ursache von allem und jedem vergessen wollen und können.
Vor acht Jahren wurde Sabine Dardenne aus dem Kellerverlies des Kinderschänders Marc Dutroux gerettet. Wenn in einer Woche der Prozess gegen Dutroux beginnt, will sich die inzwischen 20-jährige Frau ihrem Peiniger stellen. Sie wird vor Gericht gegen den Mann aussagen, der ihr die Hölle auf Erden bereitete.
"Ich will Dutroux in die Augen sehen und ihm zeigen, dass ich trotz allem, was er mir angetan hat, nicht verrückt geworden bin. Und dass er mich nicht besiegt hat", sagte Sabine Dardenne jetzt in einem Interview. Damit hat sich eins der beiden überlebenden Opfer kurz vor Prozessbeginn eindringlich an die Öffentlichkeit gewandt. "Ich werde nie vergessen, was passiert ist, aber ich lebe und kann ihm seine Taten nachweisen." Acht Jahre lang habe sie auf diesem Augenblick gewartet, sagte die junge Frau.
Aus www.spiegel.de
Dieses Opfer des LebenSchänders hat tiefe seelische Traumata erlebt. Ist der Körper gesund geblieben, kann sich die Seele daran wieder aufrichten. Und dieses Opfer hat das Glück, dass sein Peiniger schon lange gefasst ist, und es weiss, dass die Gesellschaft auf seiner Seite steht und dem Täter den Prozess machen wird. Alles das sind Voraussetzungen, um seelisch zu genesen.
Noch schlimmer sind Menschen dran, die noch dazu körperlich traumatisiert wurden, und/oder als Opfer allein gelassen werden. Jede Orientierung ist verloren, jeder Halt wurde zerstört. Diese Menschen brauchen Hilfe. Keine Ablenkung und kein Coaching und keine Entmündigung, sondern jedweden Beistand als Mitmensch.
Manchmal besteht Überleben darin - nicht verrückt zu werden und/oder Amok zu laufen - vor körperlichen und seelischen Schmerzen, vor Hoffnungslosigkeit. Und sich bauklötzchenhaft an dem orientieren, was die Grundlagen des Lebens sind, auch wenn es nur ein Vegetieren ist. Und niemals die Ursache von allem und jedem vergessen wollen und können.
Vor acht Jahren wurde Sabine Dardenne aus dem Kellerverlies des Kinderschänders Marc Dutroux gerettet. Wenn in einer Woche der Prozess gegen Dutroux beginnt, will sich die inzwischen 20-jährige Frau ihrem Peiniger stellen. Sie wird vor Gericht gegen den Mann aussagen, der ihr die Hölle auf Erden bereitete.
"Ich will Dutroux in die Augen sehen und ihm zeigen, dass ich trotz allem, was er mir angetan hat, nicht verrückt geworden bin. Und dass er mich nicht besiegt hat", sagte Sabine Dardenne jetzt in einem Interview. Damit hat sich eins der beiden überlebenden Opfer kurz vor Prozessbeginn eindringlich an die Öffentlichkeit gewandt. "Ich werde nie vergessen, was passiert ist, aber ich lebe und kann ihm seine Taten nachweisen." Acht Jahre lang habe sie auf diesem Augenblick gewartet, sagte die junge Frau.
Aus www.spiegel.de
Dieses Opfer des LebenSchänders hat tiefe seelische Traumata erlebt. Ist der Körper gesund geblieben, kann sich die Seele daran wieder aufrichten. Und dieses Opfer hat das Glück, dass sein Peiniger schon lange gefasst ist, und es weiss, dass die Gesellschaft auf seiner Seite steht und dem Täter den Prozess machen wird. Alles das sind Voraussetzungen, um seelisch zu genesen.
Noch schlimmer sind Menschen dran, die noch dazu körperlich traumatisiert wurden, und/oder als Opfer allein gelassen werden. Jede Orientierung ist verloren, jeder Halt wurde zerstört. Diese Menschen brauchen Hilfe. Keine Ablenkung und kein Coaching und keine Entmündigung, sondern jedweden Beistand als Mitmensch.
Sonntag, Februar 22, 2004
Schiefliegen
Erheblicher Rückgang der Arztbesuche - leere Wartezimmer - wird gemeldet. Die Ärzte haben im Schnitt also weniger zu tun.
Der Jackpot / das Budget ist aber nicht gesenkt worden. Es ist auch nicht gleich geblieben. Der Geldtopf ist sogar noch höher befüllt worden: Um 10 Euro pro Quartal und Patient und um die erhöhte Eigenbeteiligung für Medikamente.
Für die Ärzte heisst das, mit weniger Patienten können sie zwar weniger Punkte abrechnen, aber die jeweiligen Punkte bekommen einen höheren PunktWert - immer soviel, dass der Geldtopf jedes Jahr wieder leer wird.
Also für Ärzte im Schnitt höhere Einkommen, bei weniger Arbeit?
Und dann lese ich in einem SPIEGEL-Artikel: Deutschland im Wohlstandskeller der EU: Das deutsche BruttoInlandsprodukt pro Kopf, ist nach aktuellen Schätzungen, letztes Jahr unter den Schnitt der EU gerutscht - zum ersten Mal seit 40 Jahren.
Das britische Wirtschaftsmagazin "The Economist" befindet in einem Leitartikel, der Niedergang der deutschen Wirtschaftskraft sei alarmierend.
Durch die Gesundheitsreform müssen demnächst die Gehälter der Chefs der rund 300 Krankenkassen offen gelegt werden. Einiges ist vorab schon bekannt gemacht worden.
Viele verdienen bis zu 210 000 Euro brutto pro Jahr.
Wär' ich nicht arm - wärst Du nicht reich.
Ich bin nicht neidisch - ich halte solch krasse Unterschiede nur nicht für angemessen, nicht für sozial gerechtfertigt.
Wie blind und blöde müssen Leute sein, die gegen sozialfällige Menschen die Nazi-Keule der Vokabel vom Sozialschmarotzer schwingen, anstatt solchen o.g. Verhältnissen entgegen zu treten? Womöglich sind es einfach nur feige, Rückgrat lose Schleimbeutel. Oder Raucher, die sich um ihren Verstand geraucht haben - wenn da mal welcher war - und statt Hirn nun Teer im Kopf haben.
Erheblicher Rückgang der Arztbesuche - leere Wartezimmer - wird gemeldet. Die Ärzte haben im Schnitt also weniger zu tun.
Der Jackpot / das Budget ist aber nicht gesenkt worden. Es ist auch nicht gleich geblieben. Der Geldtopf ist sogar noch höher befüllt worden: Um 10 Euro pro Quartal und Patient und um die erhöhte Eigenbeteiligung für Medikamente.
Für die Ärzte heisst das, mit weniger Patienten können sie zwar weniger Punkte abrechnen, aber die jeweiligen Punkte bekommen einen höheren PunktWert - immer soviel, dass der Geldtopf jedes Jahr wieder leer wird.
Also für Ärzte im Schnitt höhere Einkommen, bei weniger Arbeit?
Und dann lese ich in einem SPIEGEL-Artikel: Deutschland im Wohlstandskeller der EU: Das deutsche BruttoInlandsprodukt pro Kopf, ist nach aktuellen Schätzungen, letztes Jahr unter den Schnitt der EU gerutscht - zum ersten Mal seit 40 Jahren.
Das britische Wirtschaftsmagazin "The Economist" befindet in einem Leitartikel, der Niedergang der deutschen Wirtschaftskraft sei alarmierend.
Durch die Gesundheitsreform müssen demnächst die Gehälter der Chefs der rund 300 Krankenkassen offen gelegt werden. Einiges ist vorab schon bekannt gemacht worden.
Viele verdienen bis zu 210 000 Euro brutto pro Jahr.
Wär' ich nicht arm - wärst Du nicht reich.
Ich bin nicht neidisch - ich halte solch krasse Unterschiede nur nicht für angemessen, nicht für sozial gerechtfertigt.
Wie blind und blöde müssen Leute sein, die gegen sozialfällige Menschen die Nazi-Keule der Vokabel vom Sozialschmarotzer schwingen, anstatt solchen o.g. Verhältnissen entgegen zu treten? Womöglich sind es einfach nur feige, Rückgrat lose Schleimbeutel. Oder Raucher, die sich um ihren Verstand geraucht haben - wenn da mal welcher war - und statt Hirn nun Teer im Kopf haben.
Sonntag, Februar 15, 2004
chrismon
Niemand hat einen Anspruch darauf, Lebenszeit zur Verfügung gestellt zu bekommen.
meinte Axel Reimann, Redakteur von chrismon, in einem Kommentar zur Organspende-Problematik
Ich denke, so kann das nicht richtig sein. Ich würde eine zentral wichtige Bedingung hinzufügen:
Niemand hat einen Anspruch darauf, künstlich geschaffene Lebenszeit zur Verfügung gestellt zu bekommen, wenn es tatsächlich oder potentiell die Verringerung der Lebenszeit anderer bedingt.
Niemand hat einen Anspruch darauf, Lebenszeit zur Verfügung gestellt zu bekommen.
meinte Axel Reimann, Redakteur von chrismon, in einem Kommentar zur Organspende-Problematik
Ich denke, so kann das nicht richtig sein. Ich würde eine zentral wichtige Bedingung hinzufügen:
Niemand hat einen Anspruch darauf, künstlich geschaffene Lebenszeit zur Verfügung gestellt zu bekommen, wenn es tatsächlich oder potentiell die Verringerung der Lebenszeit anderer bedingt.
Gewöhnung
Auf der Webseite des Chaos Computer Club gefunden www.ccc.de
""Ein plötzlicher, starker Reiz löst bei Lebewesen als Kontrast der Umgebungsbedingungen eine starke aversive Reaktion wie Vermeidung durch Flucht oder Aggression aus; wird der Reiz dagegen nur Schritt für Schritt verstärkt, treten Anpassungs- und Gewöhnungseffekte ein, die sich auf längere Sicht ungünstig auswirken." so der Kriminologe und Psychologe Detlef Nagola.
An wieviel Überwachung haben wir uns eigentlich schon gewöhnt?"
Der niederländischer Aktivist für Bürgerrechte, Maurice Wessling, meint:
«Technik ist zu wichtig, als dass man sie Regierungen und Konzernen überlassen kann»
Sicherheits-TIPP
Neulich las ich in einem Weblog, der Betreiberin war es zeitweise unmöglich, nur von ihrem eigenen Rechner/InternetZugang aus, ihr Weblog zu administrieren, weil ihrer Meinung nach Sie persönlich sabotiert würde.
Grundsätzlich ein Tipp: Es gibt oftmals die Möglichkeit, die gewünschte WebSeite auch als verschlüsselte/sichere Verbindung an zu fordern - einfach indem man den Buchstaben "s" zu "http" hinzufügt. Also zB statt
http://www.xyz.com
https://www.xyz.com
Hab das grad mal ausprobiert: Bei meinem und vielen anderen Weblog-Anbietern geht das nicht - jedoch bei 20six, die ich ansonsten wenig attraktiv finde, ist ein sicherer Verbindungsaufbau möglich.
Was grade bei Eingabemaske-Seiten sinnvoll scheint. Kann man überall mal ausprobieren.
Problem ist leider, dass unseriöse Webseitenbetreiber, deren Seiten man vorher besucht hat, ihren Server dazwischenschalten könnten ("man in the middle") und die scheinbar sichere Verbindung einfach durchleiten und die Daten abgreifen/kopieren könnten, also auch Passwörter und dergleichen.
Eine mögliche Gegenmasznahme scheint mir zu sein, sofort nach Einwahl ins Internet auf die gewünschte sichere Seite zu gehen, also keine anderen Webseiten/Server vorher an zu surfen. Und hinterher vor dem weiter Surfen sämtliche Caches und Zwischenablagen löschen.
Auf der Webseite des Chaos Computer Club gefunden www.ccc.de
""Ein plötzlicher, starker Reiz löst bei Lebewesen als Kontrast der Umgebungsbedingungen eine starke aversive Reaktion wie Vermeidung durch Flucht oder Aggression aus; wird der Reiz dagegen nur Schritt für Schritt verstärkt, treten Anpassungs- und Gewöhnungseffekte ein, die sich auf längere Sicht ungünstig auswirken." so der Kriminologe und Psychologe Detlef Nagola.
An wieviel Überwachung haben wir uns eigentlich schon gewöhnt?"
Der niederländischer Aktivist für Bürgerrechte, Maurice Wessling, meint:
«Technik ist zu wichtig, als dass man sie Regierungen und Konzernen überlassen kann»
Sicherheits-TIPP
Neulich las ich in einem Weblog, der Betreiberin war es zeitweise unmöglich, nur von ihrem eigenen Rechner/InternetZugang aus, ihr Weblog zu administrieren, weil ihrer Meinung nach Sie persönlich sabotiert würde.
Grundsätzlich ein Tipp: Es gibt oftmals die Möglichkeit, die gewünschte WebSeite auch als verschlüsselte/sichere Verbindung an zu fordern - einfach indem man den Buchstaben "s" zu "http" hinzufügt. Also zB statt
http://www.xyz.com
https://www.xyz.com
Hab das grad mal ausprobiert: Bei meinem und vielen anderen Weblog-Anbietern geht das nicht - jedoch bei 20six, die ich ansonsten wenig attraktiv finde, ist ein sicherer Verbindungsaufbau möglich.
Was grade bei Eingabemaske-Seiten sinnvoll scheint. Kann man überall mal ausprobieren.
Problem ist leider, dass unseriöse Webseitenbetreiber, deren Seiten man vorher besucht hat, ihren Server dazwischenschalten könnten ("man in the middle") und die scheinbar sichere Verbindung einfach durchleiten und die Daten abgreifen/kopieren könnten, also auch Passwörter und dergleichen.
Eine mögliche Gegenmasznahme scheint mir zu sein, sofort nach Einwahl ins Internet auf die gewünschte sichere Seite zu gehen, also keine anderen Webseiten/Server vorher an zu surfen. Und hinterher vor dem weiter Surfen sämtliche Caches und Zwischenablagen löschen.
Donnerstag, Februar 12, 2004
Agenten gegen andere Bürger
Ein guter Bericht letzten Montag in REPORT aus Mainz, über rücksichtslose Schikane der BundesAgentur für Arbeit gegen Arbeitslose. Die Methoden dienen nicht etwa dazu, störrische Arbeitslose in Arbeit zu bringen, sondern sollen korrekte Arbeitslose mit allen möglichen Mitteln - und sei es auch nur für kurze Zeit - aus dem Leistungsbezug drängen. Da wird die allein erziehende Mutter mit Kind, gegen menschlichen Anstand drangsaliert und andere gutwillige Leute werden in Existenzangst versetzt, weil die mächtige Behörde in Gutsherrenart mit ihnen umgeht.
Es ist ja lobenswert, Geld ein zu sparen. Aber wenn das rücksichtslos und gegen menschlichen Anstand passiert und Menschen in Existenzängste versetzt werden (potentielle Amokläufer?), während woanders das Geld zum Fenster raus geschaufelt wird - ich sage nur TollCollect/Lkw-Maut - die inzwischen Milliarden-Einnahme-Verluste für den SteuerEtat bedeuten - dann weiss offenbar bei den politischen Führungskräften dieses Landes die eine Hand nicht, was die andere tut. Das ist dann aber schlecht. Letztlich für uns alle.
Ein guter Bericht letzten Montag in REPORT aus Mainz, über rücksichtslose Schikane der BundesAgentur für Arbeit gegen Arbeitslose. Die Methoden dienen nicht etwa dazu, störrische Arbeitslose in Arbeit zu bringen, sondern sollen korrekte Arbeitslose mit allen möglichen Mitteln - und sei es auch nur für kurze Zeit - aus dem Leistungsbezug drängen. Da wird die allein erziehende Mutter mit Kind, gegen menschlichen Anstand drangsaliert und andere gutwillige Leute werden in Existenzangst versetzt, weil die mächtige Behörde in Gutsherrenart mit ihnen umgeht.
Es ist ja lobenswert, Geld ein zu sparen. Aber wenn das rücksichtslos und gegen menschlichen Anstand passiert und Menschen in Existenzängste versetzt werden (potentielle Amokläufer?), während woanders das Geld zum Fenster raus geschaufelt wird - ich sage nur TollCollect/Lkw-Maut - die inzwischen Milliarden-Einnahme-Verluste für den SteuerEtat bedeuten - dann weiss offenbar bei den politischen Führungskräften dieses Landes die eine Hand nicht, was die andere tut. Das ist dann aber schlecht. Letztlich für uns alle.
Mittwoch, Februar 11, 2004
Unter Kuratel
Noch einmal ein Textauszug aus dem klasse VDÄÄ-Rundbrief Nr. 2/2003 / Tagesspiegel 4.4.2003
Ärzte ohne Grenzen
Vor wenigen Jahrzehnten noch war die Welt der Ärzte heil. Ausgestattet mit einem unverzichtbaren gesellschaftlichen Auftrag, mit dem Ruf der Uneigennützigkeit und dem Nimbus der Bewahrer von Gesundheit und Hoffnung erlebten sie während der ersten Nachkriegsjahrzehnte den Zenit professioneller Erfüllung. Wie kaum ein zweiter Berufsstand verkörperte die Ärzteschaft die bundesdeutsche Leistungselite; ihr anzugehören wurde zum Traum hunderttausender junger Menschen. Leidenschaftlich, gewissenhaft, unermüdlich waren die Attribute einer mächtigen Kaste, der Bürger und Politiker Bewunderung zollten.
Noch bargen Krankheitskosten, Arzneimittelpreise und Arzthonorare keinen politischen Sprengstoff. Noch waren die Möglichkeiten der Medizin vergleichsweise begrenzt und unbelastet von konfliktreichen ethischen Fragen, die der Einführung von Reanimation, Organtransplantation und künstlicher Lebensverlängerung folgen sollten. Noch war die Führungsrolle der Ärzteschaft unumstritten und ihr ein nie gekanntes Maß an materieller Prosperität beschieden.
„Selbst mit einer Kreuzberger Internistenpraxis", so ein Berliner Doktor im Ruhestand „ließ sich in jenen Jahren ein Anwesen auf Sylt erwirtschaften." Eine Profession im Einklang mit sich selbst und der Gesellschaft: Fürwahr – ein goldenes Zeitalter.
Dahin ist es, unwiederbringlich. Seit Mitte der 70er Jahre schon sucht eine Lawine von Gesetzen und Verordnungen zur Kostendämpfung die Leistungsausweitung der Krankenkassen und die ausufernden ärztlichen Handlungsspielräume erfolglos in Schach zu halten.
Heute glaubt sich die weiße Zunft im Vorhof der Hölle. Von Medizinökonomen sieht sie sich umstellt, von Klinikmanagern und Kassenfunktionären bevormundet. Sie ächzt unter unzumutbarer Arbeitsbelastung. Verarmungswahn hat sie erfasst, ihre Gemütsverfassung schwankt zwischen Depression und Zorn. Tief gekränkt über die schwindende Attraktivität ihres Standes muss sie erleben, dass ihr der Nachwuchs die kalte Schulter zeigt, selbst manche Chefarztstelle unbesetzt bleibt und enttäuschte Patienten ihr Heil zunehmend bei Gesundbetern suchen. Brüskiert fühlt sie sich von einer Politik, die sie künftig zum „Ärzte-TÜV" schicken, zur Fortbildung verpflichten und ihr ein Korsett von Behandlungsleitlinien verordnen will.
Hinter nahezu jedem Reformansatz „schwelen die Gefahren kollektivistischer Gleichmacherei". Nicht genug damit: Politik und Kassen machen sich neuerdings anheischig, ihre mächtigsten Interessenbastionen, die Kassenärztlichen Vereinigungen, zu schleifen, um den zwar bröseligen, doch immer noch monolithischen Block der niedergelassenen Ärzte zu sprengen und damit für Reformen gefügig zu machen.
Wie konnte es dahin kommen? Wo sind die Ursachen dafür zu suchen, dass trotz der unbestreitbaren und segensreichen Erfolge der Medizin die sie tragende Ärzteschaft so sehr in die Defensive geraten ist und so viel an Glaubwürdigkeit und Überzeugungskraft eingebüßt hat?
Zweifellos hat die Ärzteschaft die Krise des Gesundheitswesens nicht allein zu verantworten. Weder der wissenschaftliche Fortschritt noch das wachsende Heer chronisch Kranker, weder der Jugendwahn noch eine selbstschädigende Lebensweise sind ihr anzulasten.
Aber glauben die Ärztevertreter ernsthaft, dass allein „eine ruinöse Kostengesetzgebung im Gesundheitswesen" und ein „diffamierender Umgang mit dem Arztberuf" dessen Niedergang
bewirkt haben?
Selbstkritik und Reflexion der eigenen Aufgaben und Ziele – nie waren dies Stärken der Ärzteschaft, der die Gesellschaft seit jeher den privilegierten Status einer „Profession" gewährt, denn sie nimmt einen für den Einzelnen wie für die Allgemeinheit überragenden Auftrag wahr.
Merkmal dieses Status ist ihre Vorrangstellung in der Heilkunde.
Unauflöslich aber sind seine Träger an das „Bekenntnis" gebunden, so der Soziologe Eliot Freidson, ihr Wirken am Dienst an der Gemeinschaft auszurichten, höchste ethische Grundsätze und Leistungsnormen einzuhalten und das Patienteninteresse über alles zu stellen.
Somit ist es nur recht und billig, an Verhalten und Handeln der Ärzteschaft höhere und strengere Maßstäbe anzulegen, als an das eines Bankers oder Ingenieurs.
Vieles spricht dafür, dass das professionelle Selbstverständnis der Mehrheit der Ärzte einem Tiefpunkt zusteuert.
Sie vermochten es nicht, einer Entwicklung standzuhalten, die ethische Prinzipien relativiert. Allzu oft verschränkt sich die Missachtung einer Kernthese der ärztlichen Berufsordnung – „der ärztliche Beruf ist kein Gewerbe" – auf ungute Weise mit einem medizinischen Handeln, das das Prädikat „wissenschaftlich begründet" kaum mehr verdient.
Wenn jüngst der Sachverständigenrat ein immenses Ausmaß an medizinischer Ober- Unter- und Fehlversorgung diagnostiziert, dann ist dieser Befund nicht nur Ausdruck des Versagens professioneller Selbstregulierung; er ist auch ein Urteil darüber, dass sich die Wahrung des Patienteninteresses gegenüber dem ärztlichen Eigeninteresse zugunsten des Letzteren drastisch verschoben hat.
Ein Chefkardiologe fordert von seinem Herzkatheterlabor: „Der Laden muss brummen!" Ein Gastroenterologe will von den Ärzten seiner Endoskopie- Einheit „Zahlen, Zahlen, Zahlen!" sehen. „Denn nur wer hohe Untersuchungszahlen hat, überlebt." Nicht allein eine aus den Fugen geratene, wissenschaftliche Standards übergehende Medizin gibt sich hier zu erkennen; nicht nur werden hier, letztlich enorme Ressourcen vergeudet. Vielmehr charakterisieren solche Aussagen die jetzige Chefarztgeneration, die mehrheitlich eine technologiehörige und einkommensorientierte
Geisteshaltung hat. Lothar Weißbach, ehemaliger Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft, stellt seiner Disziplin ein vernichtendes Zeugnis aus, „weil viele Onkologen Therapiefreiheit mit Therapiebeliebigkeit verwechseln und damit die Heilungschancen zahlloser Krebspatienten mindern". Eine Missachtung des Patienteninteresses wäre es aus seiner Sicht, auf Leitlinien medizinischer Behandlung zu verzichten und das politische Vorhaben, ein nationales Zentrum für Qualitätssicherung in der Medizin zu schaffen, aufzugeben.
Dass ein erklecklicher Teil der deutschen Ärzte Abrechnungsbetrug als Kavaliersdelikt betrachtet, ist beschämend.
Unerträglich ist, dass neuerdings Ärzte nicht davor zurückschrecken, mit Verstorbenen zu punkten. Die prompte Antwort der Funktionäre, „man werde gegen schwarze Schafe in den eigenen Reihen unnachgiebig vorgehen" ist eine artige Floskel. Sie verbirgt die Selbstdemontage einer Profession.
Selbst das „Deutsche Ärzteblatt" sieht die Basis des Arztberufes in Gefahr und das Vertrauen der Patienten von vielen Ärzten missbraucht: „Da ist der Gynäkologe, der einer Patientin die Sonographie verweigert, weil sie von der Kasse nicht bezahlt werde, zugleich aber privat eine anbietet. Da ist der HNO-Arzt, der nach dem Hörsturz eine kostspielige Akupunkturserie, selbstverständlich bar zu bezahlen, nahe legt. Da ist der Hautarzt, der neuerdings eine Warze als kosmetisches und deshalb privat zu beseitigendes Problem ansieht. Und so nebenbei geht es auch um den Verkauf
von Versicherungsprodukten einer privaten Krankenkasse oder die Empfehlung einer Spezialdiät." Die Arztpraxis – künftig ein Shopping-Center mit heilkundlichen Schnäppchenangeboten?
Getragen von der Sorge um die Erosion der Ethik ärztlichen Handelns veröffentlichten europäische und amerikanische Ärztegesellschaften 2002 die „Charta zur ärztlichen Berufsethik". Sie mahnt die Ärzte, die unverrückbaren Prinzipien ihrer Profession als Grundlage des Kontraktes zwischen Medizin und Gesellschaft einzuhalten. Ausdrücklich warnt sie die Ärzteschaft davor, „den vielfältigen Verführungen zu erliegen, den Primat des Patientenwohls aufzugeben". Zu fairer Mittelverteilung im Gesundheitswesen ruft die Charta ebenso auf, wie sie Ärzte zu lebenslangem Lernen verpflichtet und dazu anhält, Leitlinien für eine gerechte und effektive Patientenversorgung zu erarbeiten.
Es charakterisiert die Denkungsart der deutschen Ärzteschaft, dass sie dieses Dokument bis heute ignoriert.
Nur wenige Ärzte unterstehen sich hierzulande, die Entprofessionalisierung der eigenen Zunft offen zu rügen. Nicht ohne Gefahr zu laufen, sich kollegialem Unmut auszusetzen. Ein Chefarzt einer Inneren Abteilung im Rheinland, bekannt für seine kritischen Fortbildungsveranstaltungen, erhielt Drohbriefe von Kardiologen, weil er den Sinn und Unsinn von Herzkatheteruntersuchungen thematisiert.
Einen um sich greifenden „Mangel an ärztlicher Sorgfalt", ein „autistisch undiszipliniertes ärztliches Verhalten zu Lasten unserer Patienten" konstatierte Erland Erdmann, Kölner Ordinarius für Innere Medizin.
Am Beispiel der hinter internationalem Standard zurückbleibenden Diabetikerversorgung prangerte der kürzlich verstorbene Düsseldorfer Diabetologe Michael Berger Kassenärztliche Vereinigungen, Ambulanzen und Pharmalobby an: „Es geht nicht mehr um das Wohl der Patienten, sondern um finanzielle Eigeninteressen." Kollegenurteil: „Nestbeschmutzer."
Kein Wunder, dass die Politik ihre Glacehandschuhe im Umgang mit den Ärzten endgültig abgelegt hat. Und wenn sie heute unnachgiebig und zu Recht mehr Qualität, Effizienz, Transparenz und Kontrolle einfordert, dann heißt das auch: Wir glauben Euch nicht mehr. Euch unter Kuratel zu stellen, ist nicht mehr zu umgehen.
Es gibt ihn noch, den guten Arzt
Und doch, es gibt ihn noch – den guten Arzt, den mancher Patient wie die Stecknadel im Heuhaufen sucht; dem Empathie und Redlichkeit, Gewissenhaftigkeit und Wissenschaft Fundament seiner Arbeit sind; der Patienten mit Klugheit und Überzeugung durch die Krankheit führt; der die geschmähte, gleichwohl unentbehrliche „Apparatemedizin" gezielt einsetzt; der die Überweisung eines Patienten nicht unterlässt, weil er befürchtet, er kehre vom „Feindflug" nicht zurück; der das Rückgrat hat, Pharmavertretern, die ihn zu unseriösen, doch bestens dotierten „Anwendungsstudien" überreden wollen, die Tür zu weisen; der als Freund an der Seite des Patienten steht und die richtigen Worte findet, wenn ärztliches Können machtlos und der Tod nahe ist.
Diese Arztgestalt prägt schon lange nicht mehr das Bild der Medizin. Sie ist, so scheint es, ein Auslaufmodell, das die Medizingeschichte eines Tages als kostbare Mumie ausgraben wird.
Sie wird der letzte Vertreter einer Gattung gewesen sein, die auch an dem Unvermögen scheiterte, ihren hohen ethischen Anspruch einzulösen: unbeirrbarer Anwalt und Freund des Kranken zu sein.
Michael De Ridder
Zitiert aus dem VDÄÄ-Rundbrief Nr. 2/2003 resp. dem Tagesspiegel vom 4.4.2003
Noch einmal ein Textauszug aus dem klasse VDÄÄ-Rundbrief Nr. 2/2003 / Tagesspiegel 4.4.2003
Ärzte ohne Grenzen
Vor wenigen Jahrzehnten noch war die Welt der Ärzte heil. Ausgestattet mit einem unverzichtbaren gesellschaftlichen Auftrag, mit dem Ruf der Uneigennützigkeit und dem Nimbus der Bewahrer von Gesundheit und Hoffnung erlebten sie während der ersten Nachkriegsjahrzehnte den Zenit professioneller Erfüllung. Wie kaum ein zweiter Berufsstand verkörperte die Ärzteschaft die bundesdeutsche Leistungselite; ihr anzugehören wurde zum Traum hunderttausender junger Menschen. Leidenschaftlich, gewissenhaft, unermüdlich waren die Attribute einer mächtigen Kaste, der Bürger und Politiker Bewunderung zollten.
Noch bargen Krankheitskosten, Arzneimittelpreise und Arzthonorare keinen politischen Sprengstoff. Noch waren die Möglichkeiten der Medizin vergleichsweise begrenzt und unbelastet von konfliktreichen ethischen Fragen, die der Einführung von Reanimation, Organtransplantation und künstlicher Lebensverlängerung folgen sollten. Noch war die Führungsrolle der Ärzteschaft unumstritten und ihr ein nie gekanntes Maß an materieller Prosperität beschieden.
„Selbst mit einer Kreuzberger Internistenpraxis", so ein Berliner Doktor im Ruhestand „ließ sich in jenen Jahren ein Anwesen auf Sylt erwirtschaften." Eine Profession im Einklang mit sich selbst und der Gesellschaft: Fürwahr – ein goldenes Zeitalter.
Dahin ist es, unwiederbringlich. Seit Mitte der 70er Jahre schon sucht eine Lawine von Gesetzen und Verordnungen zur Kostendämpfung die Leistungsausweitung der Krankenkassen und die ausufernden ärztlichen Handlungsspielräume erfolglos in Schach zu halten.
Heute glaubt sich die weiße Zunft im Vorhof der Hölle. Von Medizinökonomen sieht sie sich umstellt, von Klinikmanagern und Kassenfunktionären bevormundet. Sie ächzt unter unzumutbarer Arbeitsbelastung. Verarmungswahn hat sie erfasst, ihre Gemütsverfassung schwankt zwischen Depression und Zorn. Tief gekränkt über die schwindende Attraktivität ihres Standes muss sie erleben, dass ihr der Nachwuchs die kalte Schulter zeigt, selbst manche Chefarztstelle unbesetzt bleibt und enttäuschte Patienten ihr Heil zunehmend bei Gesundbetern suchen. Brüskiert fühlt sie sich von einer Politik, die sie künftig zum „Ärzte-TÜV" schicken, zur Fortbildung verpflichten und ihr ein Korsett von Behandlungsleitlinien verordnen will.
Hinter nahezu jedem Reformansatz „schwelen die Gefahren kollektivistischer Gleichmacherei". Nicht genug damit: Politik und Kassen machen sich neuerdings anheischig, ihre mächtigsten Interessenbastionen, die Kassenärztlichen Vereinigungen, zu schleifen, um den zwar bröseligen, doch immer noch monolithischen Block der niedergelassenen Ärzte zu sprengen und damit für Reformen gefügig zu machen.
Wie konnte es dahin kommen? Wo sind die Ursachen dafür zu suchen, dass trotz der unbestreitbaren und segensreichen Erfolge der Medizin die sie tragende Ärzteschaft so sehr in die Defensive geraten ist und so viel an Glaubwürdigkeit und Überzeugungskraft eingebüßt hat?
Zweifellos hat die Ärzteschaft die Krise des Gesundheitswesens nicht allein zu verantworten. Weder der wissenschaftliche Fortschritt noch das wachsende Heer chronisch Kranker, weder der Jugendwahn noch eine selbstschädigende Lebensweise sind ihr anzulasten.
Aber glauben die Ärztevertreter ernsthaft, dass allein „eine ruinöse Kostengesetzgebung im Gesundheitswesen" und ein „diffamierender Umgang mit dem Arztberuf" dessen Niedergang
bewirkt haben?
Selbstkritik und Reflexion der eigenen Aufgaben und Ziele – nie waren dies Stärken der Ärzteschaft, der die Gesellschaft seit jeher den privilegierten Status einer „Profession" gewährt, denn sie nimmt einen für den Einzelnen wie für die Allgemeinheit überragenden Auftrag wahr.
Merkmal dieses Status ist ihre Vorrangstellung in der Heilkunde.
Unauflöslich aber sind seine Träger an das „Bekenntnis" gebunden, so der Soziologe Eliot Freidson, ihr Wirken am Dienst an der Gemeinschaft auszurichten, höchste ethische Grundsätze und Leistungsnormen einzuhalten und das Patienteninteresse über alles zu stellen.
Somit ist es nur recht und billig, an Verhalten und Handeln der Ärzteschaft höhere und strengere Maßstäbe anzulegen, als an das eines Bankers oder Ingenieurs.
Vieles spricht dafür, dass das professionelle Selbstverständnis der Mehrheit der Ärzte einem Tiefpunkt zusteuert.
Sie vermochten es nicht, einer Entwicklung standzuhalten, die ethische Prinzipien relativiert. Allzu oft verschränkt sich die Missachtung einer Kernthese der ärztlichen Berufsordnung – „der ärztliche Beruf ist kein Gewerbe" – auf ungute Weise mit einem medizinischen Handeln, das das Prädikat „wissenschaftlich begründet" kaum mehr verdient.
Wenn jüngst der Sachverständigenrat ein immenses Ausmaß an medizinischer Ober- Unter- und Fehlversorgung diagnostiziert, dann ist dieser Befund nicht nur Ausdruck des Versagens professioneller Selbstregulierung; er ist auch ein Urteil darüber, dass sich die Wahrung des Patienteninteresses gegenüber dem ärztlichen Eigeninteresse zugunsten des Letzteren drastisch verschoben hat.
Ein Chefkardiologe fordert von seinem Herzkatheterlabor: „Der Laden muss brummen!" Ein Gastroenterologe will von den Ärzten seiner Endoskopie- Einheit „Zahlen, Zahlen, Zahlen!" sehen. „Denn nur wer hohe Untersuchungszahlen hat, überlebt." Nicht allein eine aus den Fugen geratene, wissenschaftliche Standards übergehende Medizin gibt sich hier zu erkennen; nicht nur werden hier, letztlich enorme Ressourcen vergeudet. Vielmehr charakterisieren solche Aussagen die jetzige Chefarztgeneration, die mehrheitlich eine technologiehörige und einkommensorientierte
Geisteshaltung hat. Lothar Weißbach, ehemaliger Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft, stellt seiner Disziplin ein vernichtendes Zeugnis aus, „weil viele Onkologen Therapiefreiheit mit Therapiebeliebigkeit verwechseln und damit die Heilungschancen zahlloser Krebspatienten mindern". Eine Missachtung des Patienteninteresses wäre es aus seiner Sicht, auf Leitlinien medizinischer Behandlung zu verzichten und das politische Vorhaben, ein nationales Zentrum für Qualitätssicherung in der Medizin zu schaffen, aufzugeben.
Dass ein erklecklicher Teil der deutschen Ärzte Abrechnungsbetrug als Kavaliersdelikt betrachtet, ist beschämend.
Unerträglich ist, dass neuerdings Ärzte nicht davor zurückschrecken, mit Verstorbenen zu punkten. Die prompte Antwort der Funktionäre, „man werde gegen schwarze Schafe in den eigenen Reihen unnachgiebig vorgehen" ist eine artige Floskel. Sie verbirgt die Selbstdemontage einer Profession.
Selbst das „Deutsche Ärzteblatt" sieht die Basis des Arztberufes in Gefahr und das Vertrauen der Patienten von vielen Ärzten missbraucht: „Da ist der Gynäkologe, der einer Patientin die Sonographie verweigert, weil sie von der Kasse nicht bezahlt werde, zugleich aber privat eine anbietet. Da ist der HNO-Arzt, der nach dem Hörsturz eine kostspielige Akupunkturserie, selbstverständlich bar zu bezahlen, nahe legt. Da ist der Hautarzt, der neuerdings eine Warze als kosmetisches und deshalb privat zu beseitigendes Problem ansieht. Und so nebenbei geht es auch um den Verkauf
von Versicherungsprodukten einer privaten Krankenkasse oder die Empfehlung einer Spezialdiät." Die Arztpraxis – künftig ein Shopping-Center mit heilkundlichen Schnäppchenangeboten?
Getragen von der Sorge um die Erosion der Ethik ärztlichen Handelns veröffentlichten europäische und amerikanische Ärztegesellschaften 2002 die „Charta zur ärztlichen Berufsethik". Sie mahnt die Ärzte, die unverrückbaren Prinzipien ihrer Profession als Grundlage des Kontraktes zwischen Medizin und Gesellschaft einzuhalten. Ausdrücklich warnt sie die Ärzteschaft davor, „den vielfältigen Verführungen zu erliegen, den Primat des Patientenwohls aufzugeben". Zu fairer Mittelverteilung im Gesundheitswesen ruft die Charta ebenso auf, wie sie Ärzte zu lebenslangem Lernen verpflichtet und dazu anhält, Leitlinien für eine gerechte und effektive Patientenversorgung zu erarbeiten.
Es charakterisiert die Denkungsart der deutschen Ärzteschaft, dass sie dieses Dokument bis heute ignoriert.
Nur wenige Ärzte unterstehen sich hierzulande, die Entprofessionalisierung der eigenen Zunft offen zu rügen. Nicht ohne Gefahr zu laufen, sich kollegialem Unmut auszusetzen. Ein Chefarzt einer Inneren Abteilung im Rheinland, bekannt für seine kritischen Fortbildungsveranstaltungen, erhielt Drohbriefe von Kardiologen, weil er den Sinn und Unsinn von Herzkatheteruntersuchungen thematisiert.
Einen um sich greifenden „Mangel an ärztlicher Sorgfalt", ein „autistisch undiszipliniertes ärztliches Verhalten zu Lasten unserer Patienten" konstatierte Erland Erdmann, Kölner Ordinarius für Innere Medizin.
Am Beispiel der hinter internationalem Standard zurückbleibenden Diabetikerversorgung prangerte der kürzlich verstorbene Düsseldorfer Diabetologe Michael Berger Kassenärztliche Vereinigungen, Ambulanzen und Pharmalobby an: „Es geht nicht mehr um das Wohl der Patienten, sondern um finanzielle Eigeninteressen." Kollegenurteil: „Nestbeschmutzer."
Kein Wunder, dass die Politik ihre Glacehandschuhe im Umgang mit den Ärzten endgültig abgelegt hat. Und wenn sie heute unnachgiebig und zu Recht mehr Qualität, Effizienz, Transparenz und Kontrolle einfordert, dann heißt das auch: Wir glauben Euch nicht mehr. Euch unter Kuratel zu stellen, ist nicht mehr zu umgehen.
Es gibt ihn noch, den guten Arzt
Und doch, es gibt ihn noch – den guten Arzt, den mancher Patient wie die Stecknadel im Heuhaufen sucht; dem Empathie und Redlichkeit, Gewissenhaftigkeit und Wissenschaft Fundament seiner Arbeit sind; der Patienten mit Klugheit und Überzeugung durch die Krankheit führt; der die geschmähte, gleichwohl unentbehrliche „Apparatemedizin" gezielt einsetzt; der die Überweisung eines Patienten nicht unterlässt, weil er befürchtet, er kehre vom „Feindflug" nicht zurück; der das Rückgrat hat, Pharmavertretern, die ihn zu unseriösen, doch bestens dotierten „Anwendungsstudien" überreden wollen, die Tür zu weisen; der als Freund an der Seite des Patienten steht und die richtigen Worte findet, wenn ärztliches Können machtlos und der Tod nahe ist.
Diese Arztgestalt prägt schon lange nicht mehr das Bild der Medizin. Sie ist, so scheint es, ein Auslaufmodell, das die Medizingeschichte eines Tages als kostbare Mumie ausgraben wird.
Sie wird der letzte Vertreter einer Gattung gewesen sein, die auch an dem Unvermögen scheiterte, ihren hohen ethischen Anspruch einzulösen: unbeirrbarer Anwalt und Freund des Kranken zu sein.
Michael De Ridder
Zitiert aus dem VDÄÄ-Rundbrief Nr. 2/2003 resp. dem Tagesspiegel vom 4.4.2003
Montag, Februar 09, 2004
aus aktuellem Anlass gelesen bei http://www.oesterreich1.com/topdog/
(ich zitiere):
"Die meisten westlichen Staaten haben den sog. Lauschangriff seitens der Behörden gesetzlich legalisiert. Die Diktaturen fragen erst gar nicht, sie tun es. Die Begründung unserer Politiker sind schon sehr merkwürdig, man könnte meinen, sie haben mentale Störungen. Sie behaupten allen Ernstes, daß sie mit diesem Instrumentarium die organisierte Kriminalität wirksam bekämpfen können ! Ich weiss aber nicht nur zufällig, da ich Unternehmer in der Sicherheitsbranche bin, daß sich "wohlhabende Leute" die teuersten und besten Alarm- und Sicherheitssysteme einbauen lassen. Da heulen schon die Sirenen, wenn die Polizei nur daran denkt, denjenigen abzuhören !
Eine wirksame Bekämpfung der OK ist nur durch mühevolle Aufklärung und Beweissicherung zu machen !
Unsere mental gestörten Hobbypolitiker stecken horrende finanzielle Mittel in völlig abstruse Abhörprojekte wie z. B. ENFOPOL und ECHELON. Die Kosten dieser Abhörprojekte sind nicht zu verantworten. Daher agieren die Betreiber auch geheim, an allen Parlamenten vorbei ! Ziel der staatlichen Abhörprojekte ist es, ALLE Telefonate, Faxe, Handygespräche, Internetaktivitätet, Emails und mehr permanent abzuhören !
Das hat mit Rechtsstaatlichkeit nichts mehr zu tun, das ist die totale Beschränkung der Freiheit !
Es muß also einen anderen Grund geben, warum unsere mental gestörten Hobbypolitiker horrende finanzielle Mittel in völlig abstruse Abhörprojekte stecken.
Sie haben Angst vor dem Volk !
Die Bundesrepubik Deutschland ist auf Betreiben des ehemaligen Innenministers und jetztigen Schwerstkriminellen (Geldwäsche) Manfred Kanther in Europa schon länger führend und tonangebend."
(Zitat Ende)
(ich zitiere):
"Die meisten westlichen Staaten haben den sog. Lauschangriff seitens der Behörden gesetzlich legalisiert. Die Diktaturen fragen erst gar nicht, sie tun es. Die Begründung unserer Politiker sind schon sehr merkwürdig, man könnte meinen, sie haben mentale Störungen. Sie behaupten allen Ernstes, daß sie mit diesem Instrumentarium die organisierte Kriminalität wirksam bekämpfen können ! Ich weiss aber nicht nur zufällig, da ich Unternehmer in der Sicherheitsbranche bin, daß sich "wohlhabende Leute" die teuersten und besten Alarm- und Sicherheitssysteme einbauen lassen. Da heulen schon die Sirenen, wenn die Polizei nur daran denkt, denjenigen abzuhören !
Eine wirksame Bekämpfung der OK ist nur durch mühevolle Aufklärung und Beweissicherung zu machen !
Unsere mental gestörten Hobbypolitiker stecken horrende finanzielle Mittel in völlig abstruse Abhörprojekte wie z. B. ENFOPOL und ECHELON. Die Kosten dieser Abhörprojekte sind nicht zu verantworten. Daher agieren die Betreiber auch geheim, an allen Parlamenten vorbei ! Ziel der staatlichen Abhörprojekte ist es, ALLE Telefonate, Faxe, Handygespräche, Internetaktivitätet, Emails und mehr permanent abzuhören !
Das hat mit Rechtsstaatlichkeit nichts mehr zu tun, das ist die totale Beschränkung der Freiheit !
Es muß also einen anderen Grund geben, warum unsere mental gestörten Hobbypolitiker horrende finanzielle Mittel in völlig abstruse Abhörprojekte stecken.
Sie haben Angst vor dem Volk !
Die Bundesrepubik Deutschland ist auf Betreiben des ehemaligen Innenministers und jetztigen Schwerstkriminellen (Geldwäsche) Manfred Kanther in Europa schon länger führend und tonangebend."
(Zitat Ende)
Dienstag, Februar 03, 2004
Ebbe in Herz & Hirn - Flut im Portmoney - Leserverdummung in manchen Weblogs:
Wie eine Bloggerin ihrer Geldgier huldigt und ihren Lesern den Nonsense-Sand in die wunden Augen reibt, bringt mich jedesmal auf die Palme. Die Frau scheint Fleisch gewordene Manifestation der ersten Kaufmannsregel zu sein: Lerne klagen ohne zu leiden.
Dauernd klagt sie, wie wirtschaftlich schlecht es den Ärzten doch gehe - nie findet sie auch nur ein Wort über die unerträgliche Situation der Patienten.
Smarte Geschäftemacherin: Ignorant und eloquent. Mit flottem Mundwerk immer den Profit fest im Tunnel-Blick. Alle anderen können sehen wo sie bleiben. Mein übles Hamburg-Klischee-Bild lebt von solchen Profit geilen Pfeffersäcken.
Sie schreibt in ihrem Weblog:
Praxisgebühr: Entgegen vielfältiger Meinungen ist die Praxisgebühr keine Einkommenserhöhung für die Ärzte. Sie sind nur die Geldeintreiber für die Krankenkassen.
Denn: jeder Praxisgebühr-Euro den sie einnehmen wird vom Honorar wieder abgezogen. > diese 10 Euro sind eine Beitragserhöhung der Kassen, nix anderes. Und keiner weiss bis jetzt, wo das Geld bleiben wird.
Fazit: schimpft nicht eure Ärzte/Zahnärzte, die sind zwangsweise Erfüllungsgehilfen, können sich, da es ein Gesetz ist, nicht dagegen wehren, und bekommen diese Leistung nicht mal anständig vergütet.
Bundesdeutsche Ärztewirklichkeit *grmpffffffff*
Mir kommen die Tränen: Die armen Ärzte als ohnmächtige Inkasso-Gehilfen für die angeblich so mächtigen Krankenkassen - für wie doof hält diese Manipulateuse eigentlich ihre Leser?
Geht die Praxis-Eintrittsgebühr in die Kaffee-Kasse der Krankenversicherungen - oder wie? Natürlich nicht. Letzlich fliessen diese Gelder in den eh schon gigantisch großen JackPot des Medizinbetriebes - also in die Portmoneys der Ärzte - ob nun über 1, 2 oder 3 Ecken. Oder auch 4.
Im Kontrast dazu, was Ärzte selbst dazu sagen, die auch am Patienten und am Gemeinwohl interessiert sind:
Ein paar Textauszüge aus dem "Rundbrief" Nummer 2, 2003 des Verein demokratischer Ärztinnen und Ärzte (VDÄÄ) (Ich zitiere):
"Stern 14/2003 Seite 196
Chronologie eines kleinen und dennoch standesärztlich unverzeilichen Tabubruchs
Einige Ärzte machen aus ihrem Einkommen kein Geheimnis mehr. Ihren protestierenden Kollegen raten sie: Hört auf zu jammern
„Wir verdienen genug"
Eine Nullrunde für Ärzte – seit Gesundheitsministerin Ulla Schmidt diesen Plan verfolgt, schreien Deutschlands Kassenärzte auf. Das werde die Doktoren ruinieren, barmte ihr Verbandschef Manfred Richter-Reichhelm. Ein Münchner Hautarzt klagte öffentlich: „Jeder Friseur verdient in 20 Minuten mehr als wir."
Ärztliche Einkommen
Erni Balluff, Hausärztin aus Frankfurt, kann sich über so viel Scheinheiligkeit „richtig ärgern". Schließlich verdienen wir immer noch gut". Den Ärzten, die sich mit Streiks, Boykotts und Demonstrationen gegen die zaghaften Sparbemühungen wehren, attestiert die 58-Jährige Wahrnehmungsstörungen: „Das ist Jammern auf hohem Niveau." Zum Beweis legte sie dem stern ihre Steuererklärung 2001 vor. Brutto blieben der Ärztin 87000 Euro Gewinn, macht ein Monatsgehalt von 7.250 Euro brutto für eine 40- Stunden-Woche. Ein Friseurmeister verdient 1.800 Euro.
Zeit für Patienten nehmen
Dabei nutzt Frau Doktor Balluff keinen der Tricks, die das Gesundheitssystem zulässt. Sie kuriert im kleinbürgerlichen Frankfurter Nordend. Ein störanfälliger Aufzug bringt die Patienten in die Praxis im zweiten Stock, die sie zusammen mit zwei Kollegen betreibt. Man teilt sich die Kosten und den kleinen Gerätepark: ein EKG, einen Lungenfunktions- und einen Inhalationsapparat für Asthmatiker und Bronchialkranke.
Frau Balluff ist Ärztin aus Leidenschaft. Sie nimmt sich Zeit für ihre Patienten – obwohl Redezeit mies vergütet wird. Auch bei Medikamenten hält sie sich an die Sparvorschriften.
Großzügig darf sie nur noch bei Privatpatienten sein, deren Versicherung mehr bezahlt. Doch die wohnen meist nicht in Frankfurt-Nordend, nur etwa 15 Prozent der Einnahmen machen die Privathonorare aus. Der Haupterlös stammt von rund 1.100 Kassenpatienten, die jedes Quartal ihre Chipkarte vorlegen. Zusatzleistungen, die die Patienten aus eigener Tasche bezahlen müssen und die viele Kassenärzte als lukrative Nebenerwerbsquelle entdeckt haben, bietet Balluff nicht an: „Die schleichende Umwandlung der Praxen in Verkaufsstätten" missfällt ihr.
Boykotthaltung einer Berufsgruppe
Erni Balluff ist das Lobbyistengeschrei der Ärztefunktionäre peinlich – wie allen ihren Kollegen im Verein Demokratischer Ärztinnen und Ärzte (VDÄÄ). Die 800 Mitglieder wollen nicht mitmachen bei der „zunehmenden Kommerzialisierung des Arztberufs". Die Abzocke vieler Kollegen lehnen sie ab. VDÄÄ-Bundesvorsitzender ist Winfried Beck, 60, Orthopäde in Frankfurt-Seckbach, 130 000 Euro Bruttoeinkommen. Er schämt sich für die Boykotthaltung einer Berufsgruppe, die sich in einer „hochprivilegierten Situation" befinde. „Als Vertragsärzte der Kassen sind wir stärker gegen Wirtschaftsflauten gefeit als andere Selbstständige." Natürlich weiß der VDÄÄ-Vorsitzende, dass es „auch arme Mediziner gibt". Verlierer des Systems sind unter den niedergelassenen Medizinern vor allem Landärzte im Osten und Hausärzte in sozialen Brennpunkten.
Autoritätshörige Klienten sind pflegeleichter
Beck begrüßt viele der angedachten Reformen, etwa die Leistungsüberwachung von Ärzten oder die geplante Kontrolle regelmäßiger Fortbildungen. Auch die umstrittenen Desease- Management-Programme, wonach chronisch Kranke nach wissenschaftlich fundierten Leitlinien behandelt werden müssen, findet er richtig: „Unsere Kassenärztliche Vereinigung hat solche Innovationen und Reformen bisher blockiert. Unter dem Argument ‚Therapiefreiheit' fordert sie, dass jeder weiter seinen Mist machen darf."
Hier sieht Beck auch die Patienten gefordert, die als aufgeklärte Verbraucher auftreten müssten. Er ahnt, dass es manchen Kollegen davor graust: „Autoritätshörige Klienten, die nicht am Halbgötterimage kratzen, sind pflegeleichter." Was rät Beck Patienten gegen streikende Ärzte? „Den Arzt wechseln oder klarstellen: Ich kämpfe nicht für Ihr höheres Einkommen."
Brigitte Zander
---
Ebenfalls aus dem Rundbrief Nummer 2, 2003 des VDÄÄ
Beck: „Kassenärztliche Vereinigungen im Kampf gegen Abzocker und Flaschen gescheitert"
Interview mit Dr. Winfried Beck, Vorsitzender des Verbandes der demokratischen Ärztinnen und Ärzte (VDÄÄ)
Facharzt.de: Herr Beck, ist es richtig, dass Sie Ihre Zulassung abgegeben haben und eine Privatpraxis betreiben?
Dr. Winfried Beck: Nein, ich habe meine Praxis vor sechs Monaten verkauft und mache seitdem nur noch Gutachten für die Sozialgerichte. Außerdem lehne ich Privatpraxen grundsätzlich ab. Warum? Weil mir meine Ausbildung von dieser Gesellschaft bezahlt wurde – und zwar die teuerste Ausbildung, die es gibt. Es wäre nicht angemessen, nur noch ein Zehntel der Bevölkerung zu behandeln.
Aber Ihre Praxis frühzeitig verkaufen konnten Sie trotz teurer Ausbildung?
Ich konnte nach 9 Jahren Klinik und 26 Jahren Praxis psychisch nicht mehr, war ausgebrannt. Außerdem hatte sich, als ich einen Nachfolger für meine Praxisgemeinschaft suchte, ein Ehepaar gemeldet, was mir einen guten Preis für beide Praxen geboten hat. Diesen Preis hatte ich nicht erwartet, da habe ich zugeschlagen.
Sie beschreiben die Situation der Ärzte als „hochprivilegiert". Mit einem Burnout-Syndrom sind Sie sicherlich nicht der einzige unter Ihren Kollegen. Würden Sie das wirklich als „hochprivilegierte Situation" bezeichnen?
Meine Frau ist Sozialarbeiterin, hat einen noch viel härteren Job und verdient einen Bruchteil von dem, was Ärzte verdienen. Ich will mich ja nicht mit Managern vergleichen, sondern mit Berufsgruppen, die am Menschen arbeiten. Und da gibt es niemanden, der privilegierter ist.
Gehört dazu auch, dass der Vertragsarzt rund ein Viertel seiner Leistung ohne Bezahlung erbringt?
Das ist völliger Quatsch. Wir Ärzte müssen das Komplexhonorar, den Durchschnittswert sehen, der am Ende des Quartals herauskommt. Es ist ein Fehler, auszurechnen, wieviel man für welche Leistung bekommt. Wenn ich zehn Patienten habe, die Einlagen brauchen, dann habe ich für diese zehn furchtbar viel Honorar bekommen – viel zu viel ! Dafür kommen wiederum andere Patienten, bei denen ich drauflegen muss. Entscheidend ist, was am Ende rauskommt.
Nochmal zur „hochprivilegierten Situation": Sie haben Ihre Praxis, wie sie sagten, sehr gut verkauft. Wenn der Gesetzentwurf von Ulla Schmidt in der jetzigen Form realisiert wird, werden viele Kollegen ihre Praxis nicht mehr verkaufen können.
Da kann man jetzt natürlich sagen „der hat gut reden". Das ist sicherlich nicht schön, aber wir können das Gesundheitswesen nun mal nicht danach gestalten, was den Ärzten nutzt, sondern müssen das Gemeinwohl in den Vordergrund stellen. Nichtsdestotrotz bin ich der Meinung, dass es Entschädigungen für die Ärzte geben muss, die ihre Praxis nicht mehr verkaufen können. Das wäre auch sicherlich vorm Verfassungsgericht einklagbar.
Was halten Sie generell von dem Gesetzentwurf aus dem BundesMinisterium für Gesundheit?
Ich befürworte uneingeschränkt ein Institut für Qualität in der Medizin, weil die Ärzteschaft nicht in der Lage ist, die Qualität zu steuern. Sowohl bei der Bundesärztekammer als auch bei den Kassenärztlichen Vereinigungen stehen andere Interessen im Vordergrund. Deswegen muss diese Aufgabe von einer unabhängigen Institution übernommen werden, wie es beispielsweise in den USA und Schweden gehandhabt wird. Auch ein Einzelvertragssystem halte ich für sinnvoll. Denn die KV hat es nicht geschafft, zwei Sorten von Ärzten das Handwerk zu legen:
Zum einen den Abzockern, die hemmungslos die Gebührenordnung ausnutzen, zum anderen den „Flaschen", also den qualitativ schlechten Ärzten. Das ist nur zu schaffen, wenn Konkurrenz herrscht. Den Erstzugang zum Allgemeinmediziner befürworte ich ebenfalls, weil eine doppelte Facharztvorhaltung – in Klinik und Praxis – ein nicht mehr zu bezahlender Luxus ist. Damit wird im Grunde das fachärztliche Tun auch aufgewertet. Ich musste als Orthopäde oft Hausarztfunktion übernehmen, beispielsweise bei Patienten mit leichten Rückenschmerzen. Dafür bin ich eigentlich überqualifiziert.
Sie sagten, eine reine Privatpraxis lehnen Sie ab. Wie steht's mit IGeL?
Davon halte ich genauso wenig. Wenn eine Leistung notwendig ist, dann muss sie in den GKV-Katalog.
Es sind mit Sicherheit nicht alle Leistungen, die notwendig sind, im Leistungskatalog der GKV.
Wenn eine Leistung nicht im GKV-Katalog ist, dann sollte ich sie auch nicht anbieten. Das führt zu einer Zwei-Klassen-Medizin.
Auch wenn es sinnvolle Leistungen sind wie Hautkrebsvorsorge, Glaukomvorsorge etc.?
Mir persönlich fällt keine Leistung ein, die sinnvoll ist und nicht im Leistungskatalog steht. Oft wird von den Ärzten ja auch nur behauptet, die Kasse würde eine Leistung nicht bezahlen, damit Sie privat abrechnen können. Genau hierfür brauchen wir im Übrigen die staatliche Qualitätskontrolle. Wenn dieses geplante Institut für Qualität in der Medizin entscheidet, eine Leistung gehöre nicht in den GKV-Katalog, dann gehört sie da auch nicht rein. Dann sollte sie auch nicht als Kostenerstattung angeboten werden.
Dann habe ich als Patient keine Chance, frei zu entscheiden, ob ich eine Hautkrebsvorsorge machen möchte?
Genau, denn das würde wiederum zu einer Zwei-Klassen-Medizin führen, da viele Menschen aus finanziellen Gründen gar nicht die Wahl haben, sich für eine solche Leistung zu entscheiden. Warum sollten Sie diese Wahl also haben. Und sobald ein Verdacht auf Hautkrebs besteht, wird die Leistung ja von der Kasse bezahlt.
Ich nehme an, ein Kostenerstattungssystem halten Sie ebenfalls für unsozial?
Ja, die Kostenerstattung lehne ich völlig ab. Dabei wird doch nur der Punktwertabsturz auf die Patienten abgewälzt. In der Begegnung mit meinen Patienten will ich nicht an Geld denken müssen, geschweige denn darüber reden. Ärzte, die Kostenerstattung fordern, wollen sich aus der Gesamtverantwortung ausklinken nach dem Motto „Hauptsache, ich bekomme mein Geld – was der Patient am Ende von der Kasse erstattet bekommt, ist mir egal."
Sie würde aber das Kostenbewusstsein der Patienten enorm stärken.
Patienten mit einer „Freibiermentalität" habe ich nur sehr selten erlebt. Und gerade bei bedürftigen, wirklich kranken Patienten würde ich mich schämen, über Geld zu sprechen.
---
Ende der Textauszüge aus dem RundBrief 2/2003 des VDÄÄ
Wie eine Bloggerin ihrer Geldgier huldigt und ihren Lesern den Nonsense-Sand in die wunden Augen reibt, bringt mich jedesmal auf die Palme. Die Frau scheint Fleisch gewordene Manifestation der ersten Kaufmannsregel zu sein: Lerne klagen ohne zu leiden.
Dauernd klagt sie, wie wirtschaftlich schlecht es den Ärzten doch gehe - nie findet sie auch nur ein Wort über die unerträgliche Situation der Patienten.
Smarte Geschäftemacherin: Ignorant und eloquent. Mit flottem Mundwerk immer den Profit fest im Tunnel-Blick. Alle anderen können sehen wo sie bleiben. Mein übles Hamburg-Klischee-Bild lebt von solchen Profit geilen Pfeffersäcken.
Sie schreibt in ihrem Weblog:
Praxisgebühr: Entgegen vielfältiger Meinungen ist die Praxisgebühr keine Einkommenserhöhung für die Ärzte. Sie sind nur die Geldeintreiber für die Krankenkassen.
Denn: jeder Praxisgebühr-Euro den sie einnehmen wird vom Honorar wieder abgezogen. > diese 10 Euro sind eine Beitragserhöhung der Kassen, nix anderes. Und keiner weiss bis jetzt, wo das Geld bleiben wird.
Fazit: schimpft nicht eure Ärzte/Zahnärzte, die sind zwangsweise Erfüllungsgehilfen, können sich, da es ein Gesetz ist, nicht dagegen wehren, und bekommen diese Leistung nicht mal anständig vergütet.
Bundesdeutsche Ärztewirklichkeit *grmpffffffff*
Mir kommen die Tränen: Die armen Ärzte als ohnmächtige Inkasso-Gehilfen für die angeblich so mächtigen Krankenkassen - für wie doof hält diese Manipulateuse eigentlich ihre Leser?
Geht die Praxis-Eintrittsgebühr in die Kaffee-Kasse der Krankenversicherungen - oder wie? Natürlich nicht. Letzlich fliessen diese Gelder in den eh schon gigantisch großen JackPot des Medizinbetriebes - also in die Portmoneys der Ärzte - ob nun über 1, 2 oder 3 Ecken. Oder auch 4.
Im Kontrast dazu, was Ärzte selbst dazu sagen, die auch am Patienten und am Gemeinwohl interessiert sind:
Ein paar Textauszüge aus dem "Rundbrief" Nummer 2, 2003 des Verein demokratischer Ärztinnen und Ärzte (VDÄÄ) (Ich zitiere):
"Stern 14/2003 Seite 196
Chronologie eines kleinen und dennoch standesärztlich unverzeilichen Tabubruchs
Einige Ärzte machen aus ihrem Einkommen kein Geheimnis mehr. Ihren protestierenden Kollegen raten sie: Hört auf zu jammern
„Wir verdienen genug"
Eine Nullrunde für Ärzte – seit Gesundheitsministerin Ulla Schmidt diesen Plan verfolgt, schreien Deutschlands Kassenärzte auf. Das werde die Doktoren ruinieren, barmte ihr Verbandschef Manfred Richter-Reichhelm. Ein Münchner Hautarzt klagte öffentlich: „Jeder Friseur verdient in 20 Minuten mehr als wir."
Ärztliche Einkommen
Erni Balluff, Hausärztin aus Frankfurt, kann sich über so viel Scheinheiligkeit „richtig ärgern". Schließlich verdienen wir immer noch gut". Den Ärzten, die sich mit Streiks, Boykotts und Demonstrationen gegen die zaghaften Sparbemühungen wehren, attestiert die 58-Jährige Wahrnehmungsstörungen: „Das ist Jammern auf hohem Niveau." Zum Beweis legte sie dem stern ihre Steuererklärung 2001 vor. Brutto blieben der Ärztin 87000 Euro Gewinn, macht ein Monatsgehalt von 7.250 Euro brutto für eine 40- Stunden-Woche. Ein Friseurmeister verdient 1.800 Euro.
Zeit für Patienten nehmen
Dabei nutzt Frau Doktor Balluff keinen der Tricks, die das Gesundheitssystem zulässt. Sie kuriert im kleinbürgerlichen Frankfurter Nordend. Ein störanfälliger Aufzug bringt die Patienten in die Praxis im zweiten Stock, die sie zusammen mit zwei Kollegen betreibt. Man teilt sich die Kosten und den kleinen Gerätepark: ein EKG, einen Lungenfunktions- und einen Inhalationsapparat für Asthmatiker und Bronchialkranke.
Frau Balluff ist Ärztin aus Leidenschaft. Sie nimmt sich Zeit für ihre Patienten – obwohl Redezeit mies vergütet wird. Auch bei Medikamenten hält sie sich an die Sparvorschriften.
Großzügig darf sie nur noch bei Privatpatienten sein, deren Versicherung mehr bezahlt. Doch die wohnen meist nicht in Frankfurt-Nordend, nur etwa 15 Prozent der Einnahmen machen die Privathonorare aus. Der Haupterlös stammt von rund 1.100 Kassenpatienten, die jedes Quartal ihre Chipkarte vorlegen. Zusatzleistungen, die die Patienten aus eigener Tasche bezahlen müssen und die viele Kassenärzte als lukrative Nebenerwerbsquelle entdeckt haben, bietet Balluff nicht an: „Die schleichende Umwandlung der Praxen in Verkaufsstätten" missfällt ihr.
Boykotthaltung einer Berufsgruppe
Erni Balluff ist das Lobbyistengeschrei der Ärztefunktionäre peinlich – wie allen ihren Kollegen im Verein Demokratischer Ärztinnen und Ärzte (VDÄÄ). Die 800 Mitglieder wollen nicht mitmachen bei der „zunehmenden Kommerzialisierung des Arztberufs". Die Abzocke vieler Kollegen lehnen sie ab. VDÄÄ-Bundesvorsitzender ist Winfried Beck, 60, Orthopäde in Frankfurt-Seckbach, 130 000 Euro Bruttoeinkommen. Er schämt sich für die Boykotthaltung einer Berufsgruppe, die sich in einer „hochprivilegierten Situation" befinde. „Als Vertragsärzte der Kassen sind wir stärker gegen Wirtschaftsflauten gefeit als andere Selbstständige." Natürlich weiß der VDÄÄ-Vorsitzende, dass es „auch arme Mediziner gibt". Verlierer des Systems sind unter den niedergelassenen Medizinern vor allem Landärzte im Osten und Hausärzte in sozialen Brennpunkten.
Autoritätshörige Klienten sind pflegeleichter
Beck begrüßt viele der angedachten Reformen, etwa die Leistungsüberwachung von Ärzten oder die geplante Kontrolle regelmäßiger Fortbildungen. Auch die umstrittenen Desease- Management-Programme, wonach chronisch Kranke nach wissenschaftlich fundierten Leitlinien behandelt werden müssen, findet er richtig: „Unsere Kassenärztliche Vereinigung hat solche Innovationen und Reformen bisher blockiert. Unter dem Argument ‚Therapiefreiheit' fordert sie, dass jeder weiter seinen Mist machen darf."
Hier sieht Beck auch die Patienten gefordert, die als aufgeklärte Verbraucher auftreten müssten. Er ahnt, dass es manchen Kollegen davor graust: „Autoritätshörige Klienten, die nicht am Halbgötterimage kratzen, sind pflegeleichter." Was rät Beck Patienten gegen streikende Ärzte? „Den Arzt wechseln oder klarstellen: Ich kämpfe nicht für Ihr höheres Einkommen."
Brigitte Zander
---
Ebenfalls aus dem Rundbrief Nummer 2, 2003 des VDÄÄ
Beck: „Kassenärztliche Vereinigungen im Kampf gegen Abzocker und Flaschen gescheitert"
Interview mit Dr. Winfried Beck, Vorsitzender des Verbandes der demokratischen Ärztinnen und Ärzte (VDÄÄ)
Facharzt.de: Herr Beck, ist es richtig, dass Sie Ihre Zulassung abgegeben haben und eine Privatpraxis betreiben?
Dr. Winfried Beck: Nein, ich habe meine Praxis vor sechs Monaten verkauft und mache seitdem nur noch Gutachten für die Sozialgerichte. Außerdem lehne ich Privatpraxen grundsätzlich ab. Warum? Weil mir meine Ausbildung von dieser Gesellschaft bezahlt wurde – und zwar die teuerste Ausbildung, die es gibt. Es wäre nicht angemessen, nur noch ein Zehntel der Bevölkerung zu behandeln.
Aber Ihre Praxis frühzeitig verkaufen konnten Sie trotz teurer Ausbildung?
Ich konnte nach 9 Jahren Klinik und 26 Jahren Praxis psychisch nicht mehr, war ausgebrannt. Außerdem hatte sich, als ich einen Nachfolger für meine Praxisgemeinschaft suchte, ein Ehepaar gemeldet, was mir einen guten Preis für beide Praxen geboten hat. Diesen Preis hatte ich nicht erwartet, da habe ich zugeschlagen.
Sie beschreiben die Situation der Ärzte als „hochprivilegiert". Mit einem Burnout-Syndrom sind Sie sicherlich nicht der einzige unter Ihren Kollegen. Würden Sie das wirklich als „hochprivilegierte Situation" bezeichnen?
Meine Frau ist Sozialarbeiterin, hat einen noch viel härteren Job und verdient einen Bruchteil von dem, was Ärzte verdienen. Ich will mich ja nicht mit Managern vergleichen, sondern mit Berufsgruppen, die am Menschen arbeiten. Und da gibt es niemanden, der privilegierter ist.
Gehört dazu auch, dass der Vertragsarzt rund ein Viertel seiner Leistung ohne Bezahlung erbringt?
Das ist völliger Quatsch. Wir Ärzte müssen das Komplexhonorar, den Durchschnittswert sehen, der am Ende des Quartals herauskommt. Es ist ein Fehler, auszurechnen, wieviel man für welche Leistung bekommt. Wenn ich zehn Patienten habe, die Einlagen brauchen, dann habe ich für diese zehn furchtbar viel Honorar bekommen – viel zu viel ! Dafür kommen wiederum andere Patienten, bei denen ich drauflegen muss. Entscheidend ist, was am Ende rauskommt.
Nochmal zur „hochprivilegierten Situation": Sie haben Ihre Praxis, wie sie sagten, sehr gut verkauft. Wenn der Gesetzentwurf von Ulla Schmidt in der jetzigen Form realisiert wird, werden viele Kollegen ihre Praxis nicht mehr verkaufen können.
Da kann man jetzt natürlich sagen „der hat gut reden". Das ist sicherlich nicht schön, aber wir können das Gesundheitswesen nun mal nicht danach gestalten, was den Ärzten nutzt, sondern müssen das Gemeinwohl in den Vordergrund stellen. Nichtsdestotrotz bin ich der Meinung, dass es Entschädigungen für die Ärzte geben muss, die ihre Praxis nicht mehr verkaufen können. Das wäre auch sicherlich vorm Verfassungsgericht einklagbar.
Was halten Sie generell von dem Gesetzentwurf aus dem BundesMinisterium für Gesundheit?
Ich befürworte uneingeschränkt ein Institut für Qualität in der Medizin, weil die Ärzteschaft nicht in der Lage ist, die Qualität zu steuern. Sowohl bei der Bundesärztekammer als auch bei den Kassenärztlichen Vereinigungen stehen andere Interessen im Vordergrund. Deswegen muss diese Aufgabe von einer unabhängigen Institution übernommen werden, wie es beispielsweise in den USA und Schweden gehandhabt wird. Auch ein Einzelvertragssystem halte ich für sinnvoll. Denn die KV hat es nicht geschafft, zwei Sorten von Ärzten das Handwerk zu legen:
Zum einen den Abzockern, die hemmungslos die Gebührenordnung ausnutzen, zum anderen den „Flaschen", also den qualitativ schlechten Ärzten. Das ist nur zu schaffen, wenn Konkurrenz herrscht. Den Erstzugang zum Allgemeinmediziner befürworte ich ebenfalls, weil eine doppelte Facharztvorhaltung – in Klinik und Praxis – ein nicht mehr zu bezahlender Luxus ist. Damit wird im Grunde das fachärztliche Tun auch aufgewertet. Ich musste als Orthopäde oft Hausarztfunktion übernehmen, beispielsweise bei Patienten mit leichten Rückenschmerzen. Dafür bin ich eigentlich überqualifiziert.
Sie sagten, eine reine Privatpraxis lehnen Sie ab. Wie steht's mit IGeL?
Davon halte ich genauso wenig. Wenn eine Leistung notwendig ist, dann muss sie in den GKV-Katalog.
Es sind mit Sicherheit nicht alle Leistungen, die notwendig sind, im Leistungskatalog der GKV.
Wenn eine Leistung nicht im GKV-Katalog ist, dann sollte ich sie auch nicht anbieten. Das führt zu einer Zwei-Klassen-Medizin.
Auch wenn es sinnvolle Leistungen sind wie Hautkrebsvorsorge, Glaukomvorsorge etc.?
Mir persönlich fällt keine Leistung ein, die sinnvoll ist und nicht im Leistungskatalog steht. Oft wird von den Ärzten ja auch nur behauptet, die Kasse würde eine Leistung nicht bezahlen, damit Sie privat abrechnen können. Genau hierfür brauchen wir im Übrigen die staatliche Qualitätskontrolle. Wenn dieses geplante Institut für Qualität in der Medizin entscheidet, eine Leistung gehöre nicht in den GKV-Katalog, dann gehört sie da auch nicht rein. Dann sollte sie auch nicht als Kostenerstattung angeboten werden.
Dann habe ich als Patient keine Chance, frei zu entscheiden, ob ich eine Hautkrebsvorsorge machen möchte?
Genau, denn das würde wiederum zu einer Zwei-Klassen-Medizin führen, da viele Menschen aus finanziellen Gründen gar nicht die Wahl haben, sich für eine solche Leistung zu entscheiden. Warum sollten Sie diese Wahl also haben. Und sobald ein Verdacht auf Hautkrebs besteht, wird die Leistung ja von der Kasse bezahlt.
Ich nehme an, ein Kostenerstattungssystem halten Sie ebenfalls für unsozial?
Ja, die Kostenerstattung lehne ich völlig ab. Dabei wird doch nur der Punktwertabsturz auf die Patienten abgewälzt. In der Begegnung mit meinen Patienten will ich nicht an Geld denken müssen, geschweige denn darüber reden. Ärzte, die Kostenerstattung fordern, wollen sich aus der Gesamtverantwortung ausklinken nach dem Motto „Hauptsache, ich bekomme mein Geld – was der Patient am Ende von der Kasse erstattet bekommt, ist mir egal."
Sie würde aber das Kostenbewusstsein der Patienten enorm stärken.
Patienten mit einer „Freibiermentalität" habe ich nur sehr selten erlebt. Und gerade bei bedürftigen, wirklich kranken Patienten würde ich mich schämen, über Geld zu sprechen.
---
Ende der Textauszüge aus dem RundBrief 2/2003 des VDÄÄ
Sonntag, Februar 01, 2004
Deutsche Ärzte sind Röntgen-Weltmeister
Mehr als 2000 Deutsche pro Jahr erkranken durch Röntgenuntersuchungen an Krebs.
Medizinische Geräte sind die größten künstlichen Verursacher von Röntgenstrahlung
Deutschland ist Weltmeister bei der Anzahl der RöntgenUntersuchungen pro Einwohner und auch in Sachen Strahlendosis absolute Spitze: Die durchschnittliche jährliche Strahlenbelastung pro Kopf ist doppelt so hoch wie in Frankreich und sogar viermal so hoch wie in den USA.
"In München gibt es mehr Computertomographen als in ganz Italien"
"Wer skrupellos ist, verdient sich eine goldene Nase"
"Viele Mediziner würden so viele Röntgenuntersuchungen wie möglich durchführen, um ihre Kosten zu decken - auch wenn die Risiken bekannt seien."
Hinzu kommt eine Besonderheit des deutschen Gesundheitssystems, die zu Missbrauch geradezu einlädt: "Bei uns darf im Prinzip fast jeder Arzt röntgen", sagt der Präsident der Deutschen Röntgengesellschaft. "Etwa 70 Prozent des normalen Röntgens finden nicht in der Radiologie statt."
Gelesen bei www.spiegel.de
Wenn dieses Land unbedingt Weltmeister sein will - muss es doch wirklich nicht in der Disziplin des Tötens und Krankmachens sein (Der Tod ist ein Meister aus Deutschland), und wenn sogar der Chef der Röntgengesellschaft dafür ist, dass nicht jeder Hans und Franz, nur weil er ein Dr.med. vor seinem Namen hat, die Bürger mit Röntgenstrahlen beschiessen darf - kann man denn da nix machen? (Soll und muss, sowieso).
Mehr als 2000 Deutsche pro Jahr erkranken durch Röntgenuntersuchungen an Krebs.
Medizinische Geräte sind die größten künstlichen Verursacher von Röntgenstrahlung
Deutschland ist Weltmeister bei der Anzahl der RöntgenUntersuchungen pro Einwohner und auch in Sachen Strahlendosis absolute Spitze: Die durchschnittliche jährliche Strahlenbelastung pro Kopf ist doppelt so hoch wie in Frankreich und sogar viermal so hoch wie in den USA.
"In München gibt es mehr Computertomographen als in ganz Italien"
"Wer skrupellos ist, verdient sich eine goldene Nase"
"Viele Mediziner würden so viele Röntgenuntersuchungen wie möglich durchführen, um ihre Kosten zu decken - auch wenn die Risiken bekannt seien."
Hinzu kommt eine Besonderheit des deutschen Gesundheitssystems, die zu Missbrauch geradezu einlädt: "Bei uns darf im Prinzip fast jeder Arzt röntgen", sagt der Präsident der Deutschen Röntgengesellschaft. "Etwa 70 Prozent des normalen Röntgens finden nicht in der Radiologie statt."
Gelesen bei www.spiegel.de
Wenn dieses Land unbedingt Weltmeister sein will - muss es doch wirklich nicht in der Disziplin des Tötens und Krankmachens sein (Der Tod ist ein Meister aus Deutschland), und wenn sogar der Chef der Röntgengesellschaft dafür ist, dass nicht jeder Hans und Franz, nur weil er ein Dr.med. vor seinem Namen hat, die Bürger mit Röntgenstrahlen beschiessen darf - kann man denn da nix machen? (Soll und muss, sowieso).