Freitag, August 27, 2004

Hartz-Proteste

"Mich beunruhigt die Mischung von Leuten, die wirklich engagiert für Gerechtigkeit eintreten, und ziemlich vielen, die nur Unmut und Frust verbreiten wollen, um davon politisch zu profitieren.

Die neoliberale Denkweise, die davon ausgeht, man müsse die Gesellschaft möglichst stromlinienförmig an die Marktwirtschaft anpassen, beherrscht die öffentliche Debatte. Die Menschen ärgert, dass Politiker sich von der Wirtschaft die Gesellschaftsentwürfe diktieren lassen. Und es ist richtig, wenn man sich dieser Ideologie nicht unterwirft. Dann muss man sich allerdings auch die Mühe machen, die Problemlage genau zu analysieren, und darin liegt die Schwäche der Proteste. Die Menschen, die da demonstrieren, geben sich nicht genug Mühe, die zweifellos komplizierter gewordene Welt zu durchschauen.

Wir merken hier sehr deutlich: Der Markt hat kein soziales Gewissen. Viele sagen: Früher, zu DDR-Zeiten, stand das in unseren Staatsbürgerkunde-Lehrbüchern in der Schule - damals glaubten wir nicht, dass es stimmt, heute erleben wir das."


Aus einem aktuellen Interview der Frankfurter Rundschau www.fr-aktuell.de (Viele fühlen sich gedemütigt) mit dem ehemaligen Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt, Reinhard Höppner