Es lebe der Unterschied
Der Psychotest aus dem Krankenkassenheft versucht es mit Tücke, aber am Ende verrät er sich. »Trinken Sie gern mal ein Gläschen Alkohol?«, lesen wir da und machen unser Kreuz erleichtert bei »Nie«. Wir trinken Wein. Das macht einen neunzigprozentigen Unterschied. Vergleichen wir: Wein ist ein uraltes Kulturgut, das schon vielfältigste Verwendungen fand. Als Blut Christi, als Narkotikum in der Medizin, als Getränkereserve der Weltumsegler. Und Alkohol? Das ist eine Wissenschaftsvokabel aus dem 19. Jahrhundert für ein Zellgift ohne Geruch und Geschmack.
Vergleichen wir zuletzt noch die Zutaten: Wein besteht aus Trauben, Sonne, Erde, Holz, Hefe – und aus einem Gärungsabfallprodukt, das die Aromen entfaltet, dabei aber so wenig hermacht wie Zucker in der Marmelade. Alkohol ist eine in der Natur rein nicht vorkommende Droge, die selbst ihre Opfer nur gestreckt und parfümiert herunterbekommen.
Aus: http://zeus.zeit.de/text/2004/39/W-Glosse