Pervers: Verbrechen als BesserungsMasznahme
ZEIT: Was haben Sie zurzeit für einen Eindruck von Oskar Lafontaine?
Leinemann: Das ist wirklich trostlos. Ich habe selten so etwas Trauriges, beinahe Anwiderndes gesehen wie seinen Auftritt bei dieser Montagsdemonstration in Leipzig.
ZEIT: Er war für viele mal ein Hoffnungsträger.
Leinemann: Sicher, auch für mich persönlich. Und ich dachte, durch das Attentat sei er menschlich gereift. Stimmte aber nicht.
An die Stirn fassend: Menschliche Reifung, weil jemand Opfer eines Verbrechens wurde.
Zum Trauma noch die Erwartungshaltung, danach ein besserer Mensch sein zu müssen.
Und wie praktisch: Attentate verüben, auf dass das Opfer hinterher, wenn schon nicht tot, dann wenigstens ein besserer Mensch wird.
Der Zwang, im Negativen noch unbedingt was Positives zu sehen, wenn's der eigenen Bequemlichkeit und Harmoniesucht dient, treibt echt perverse Blüten.