Mittwoch, Dezember 31, 2003

Kraftlos

Die Erkenntnis einer Bloggerin aus diesem Jahr:

Dass auch Millionen Menschen einen einzelnen Verrückten nicht aufhalten können, solange er dejenige ist, der die Knarre in der Hand hat.

Gemeint ist vermutlich die Stimmungs-/Meinungs-Äusserung von ganz vielen Leuten auf der Welt, gegen den Irakkrieg.

Ich dachte, das wussten wir eigentlich schon spätestens seit der Nazizeit, mit dem zweiten Weltkrieg. Damals waren sicher auch Millionen Menschen auf der ganzen Welt gegen den Krieg und soweit sie es wussten, wohl auch gegen die Shoa. Dennoch ist es passiert.
Demokratie heisst ja nicht Ausmerzung von Macht, sondern Gewaltenteilung und deren Balancierung - also müssen GegenKRÄFTE da sein. Blosse Wunschbekundung hat doch noch nie gereicht - nichtmal zu Weihnachten die der Kinder an die Eltern.

Dienstag, Dezember 30, 2003

Persönlicher Rückblick / Im Fadenkreuz von Faschos?

Die in einem Weblog gelesene Ansage: Ich lasse dich verdunsten!

fand ich merkwürdig und ich hoffte, sie meinte doch nicht eigentlich: Ich lasse dich vergasen!?,
weil das öffentlich aber nicht genauso formuliert werden darf.

Dann war dort lange zu lesen die Diffamierung von harmlosen Internet-Surfern als

Kakerlaken

Dazu passt auch von dort die Androhung, Schlägertrupps los zu schicken.

Bei der ebenfalls dortigen Ansage: Pressure makes Diamonds,

musste ich dann an den Kohlenstoff der zu Asche verbrannten Menschen in den KZ denken, die zuvor auch als Kakerlaken und andere Schädlinge diffamiert wurden und aus deren Asche dann endlich etwas Wertvolles - nämlich Industrie-Diamanten - gemacht werden könnte.

FaschistInnen im Internet? Als normale WebloggerInnen getarnt? Up to date? Oder nur eine a-politische Verrückte?

Meine Adresse ist allzuvielen und leider auch den falschen Leuten im Internet bekannt. Von mir ungewollt. Hoffentlich wird es für mich als Ärzte-Opfer ab sofort nicht WIEDER lebensgefährlich.

Montag, Dezember 29, 2003

Ein paar neue oder wieder-bestätigte Erkenntnisse aus diesem Jahr:

Es gibt tatsächlich Leute, die machen sich bei einem Haus fleissig daran, das Dach aus zu bauen, während das Erdgeschoss kurz vorm Einsturz steht. Obwohl der Hauseigentümer selbst, ihnen von diesem Zustand berichtet. Auch wer nur Dachausbau kann, könnte doch als handlangender Helfer bei Sicherung und Sanierung des Erdgeschosses helfen. Aber entweder sind die verblödet oder gar nicht am Haus interessiert - was letztlich das selbe ist.

Dieses Land ist eine Klüngelrepublik - keine echte rechtstaatliche Demokratie. Nur wer einer Gruppe angehört, mit den richtigen Leuten vernetzt ist, hat eine Überlebenschance. Wer sich allein auf die vorgeblichen Spielregeln beruft und nur Institutionen anrufen kann, ist verloren.
Hier gilt das Recht der Macht - nicht umgekehrt. Mir wurde wiederholt einschneidend klar gemacht: Regeln und Gesetze sind für Verlierer.

Für vielen Scheissdreck und Schwachsinn ist in diesem Lande Geld im Überfluss vorhanden - für das notwendig Menschliche oder einfach nur Sinnvolle fehlt es dann allzu oft.

Soziale Konzepte, welche die Persönlichkeit, Befindlichkeit und legitimen Bedürfnisse der Betroffenen ignoriert, die drei Affen macht, ist Kosmetik, Show, eigene Alibiverschaffung - aber kein Erfolgskonzept.

Nur wer oder was widerspruchslos benutzbar, verwertbar ist, bekommt "Schutz". Darum gibt es auch den Tierschutz im Grundgesetz (Tiere können nicht lesen. Sorry "Nemo"-Gucker) - aber ein Schutzgesetz für Bürger in der Hand von Ärzten und Chirurgen (vulgo Patienten) gibt es nirgends!

Freitag, Dezember 26, 2003

Sloterdijk im Interview mit der Ärztezeitung

Sloterdijk im Interview mit der Ärztezeitung

Die Gesundheitsfalle - Über die Herrschaft der Ärzte.
Für mich sind Macht und Kraft Grundbegriffe. Real sein bedeutet für mich auch "herrschen". ()...()

Die Medizin weist einen sehr hohen Organisationsgrad auf hinsichtlich des Wissens, das Wissen ist weltweit vernetzt und verfügbar. Auch die, die Medizin ausüben, die Ärzte weisen einen hohen Organisationsgrad auf, mehr als die meisten übrigen Berufszweige. Ärzte sind sich wie kaum eine andere Gruppe in der Gesellschaft ihrer Macht bewußt. Und sie wollen sie auch.

Ärzte Zeitung: Worauf ist denn Ihrer Meinung nach dieses ausgeprägte Selbst- und Machtbewußtsein der Ärzte zurückzuführen?

Sloterdijk: Ich möchte dies an einem Unterschied zu einer anderen Berufsgruppe, den Politikern, deutlich machen. Politiker können es nie zu mehr bringen als zu einem sehr geübten Dilettantismus. Politik ist meines Erachtens nicht wirklich expertisefähig, sondern bleibt immer eine Art höherer Essay. Ärzte sind sich ihres Könnens sicher, mehr als andere Berufsgruppen. Beide Berufe, der des Politikers und der des Arztes, navigieren im Wahrscheinlichen, es sind keine exakten Wissenschaften, es sind Künste, die auf einer probabilistischen Rationalität operieren, aber die Ausgangsdaten in der Medizin sind schärfer als in der Politik.

Ärzte Zeitung: Und worin besteht die Herrschaft der Ärzte?

Sloterdijk: Medikokratie ist im wesentlichen Definitionsmacht, Definitionsmacht über die Gemüter, über das Vorliegen oder Nicht-Vorliegen von Krankheiten. Ärzte haben die Macht des Befundes. Sie können ein Publikum in Klienten umwandeln. Man könnte Medizin heute mit einer riesigen PR-Agentur vergleichen, die nicht Reklame macht für Waren, sondern für Krankheiten.

Früher stand der Mensch in seiner Zerbrechlichkeit und seiner Endlichkeit vorwiegend zwei Betreuungsinstanzen gegenüber: der ärztlichen Zunft und der priesterlichen. Die Ärzteschaft hat das Priestertum weitgehend resorbiert. Das kann man heute an solch rührenden Institutionen sehen wie dem Krankenhaus-Geistlichen, der die Patienten am Wochenende mit seiner Visite beglückt, aber vorher fragen muß, ob sein Besuch genehm sei.

Dass Ärzte die Macht wollen sagte auch Ernst Klee: "Nicht die Nazis haben die Ärzte gebraucht, sondern die Ärzte haben die Nazis gebraucht."
Tatsächlich sind die deutschen Ärzte, neben den Juristen, so schnell und so umfassend wie keine andere Berufsgruppe Mitglied in der Nazi-Partei NSDAP geworden: über 50% der deutschen Ärzteschaft waren damals dort Mitglied. Eine tödlich extrem machtbewusste Berufsgruppe. Das spürt man auch heute noch oder wieder.

Das ganze Interview: http://www.aerztezeitung.de/docs/2003/09/19/168a1501.asp?nproductid=3000&narticleid=277369

Montag, Dezember 22, 2003

Video

Nach einem kürzlichen Skandal, - es wurden Primaten in einem medizinischen Forschungszentrum in NRW regelmäßig schwer mishandelt (Ein ARD-Politmagazin berichtete) - hat die zuständige Ministerin Bärbel Höhn angekündigt, sie werde eine Video-Überwachung dergestalt veranlassen, dass solch tierquälerischer Umgang mit den menschenähnlichen Affen nicht mehr unkontrolliert möglich ist.

Das erinnert mich an Video-Überwachungen us-amerikanischer Gefängnisse.

Aber was ich vor einiger Zeit hörte, nämlich dass in den USA im Medizinbereich standardmäßig, also immer, sogar chirurgische Operationen per Video gefilmt werden, um spätere Regressforderungen von Patienten besser klären zu können, finde ich SEHR interessant, weiss aber leider nicht, ob es den Tatsachen entspricht.

Ich denke, wenn in Bussen und Bahnen und in Kaufhäusern den ganzen Tag gefilmt werden kann und darf - dann doch wohl erst recht so was brisantes und Lebens entscheidendes wie eine medizinische Operation! Dem maskierten und behandschuhten operierenden Gesindel in den OP-Kellern dieses Landes, muss von unabhängiger Seite auf die langen Finger gesehen werden!
Furchtbares Prinzip: die neue Mitte

Ein ebenso freches wie destruktives Prinzip wird, meiner Wahrnehmung nach, all zu oft in der Medizin im Umgang mit Patienten praktiziert.

Wenn man sich den Organismus als ein Hirarchie-System vorstellt, mit Verästelungen vielleicht ähnlich wie ein Baum, dann gibt es Bereiche größerer also zentraler Wichtigkeit und periphere Bereiche, die funktional weniger entscheidend sind.

Bei einem gesundheitlichen Problem sucht man nun zum jeweiligen Problempunkt auf gleicher Hierarchie-Ebene ein Gegenüber, ähnlich wie bei einer Waage.

Beispiel: Wenn ein Bein durch einen Unfall oder eine Krankeit gekürzt wurde, dann ist insgesamt eine Disharmonie entstanden, aber nur auf die HierarchieEbene Beine beschränkt, scheint es gleichgültig, ob man das verkürzte Bein irgendwie wieder verlängert oder aber das längere Bein verkürzt. Das ginge vermutlich schneller und es fiele auch einiges an interessantem Gewebematerial an, das sicherlich für Forschung und Vermarktung interessant ist. Das heisst: Unter Ignoranz des Gesamtorganismus schafft man sich Handlungsfreiheit, die destruktives Vorgehen legitimiert. Es ignoriert den Gesamtkörper, es verletzt auch das gesunde, längere Bein, es nimmt noch mehr weg, als eh schon verloren gegangen ist, es baut ab, statt auf. Ähnlich wie folgender Krankheitsverlauf:

Bei einer krankhaften Schwäche des rechten Herzens (Rechtsherzinsuffizienz) hat der Patient Herzprobleme, weil das gesunde linke Herz nicht mit dem kranken rechten harmoniert. Dauert dieser Zustand lange genug an, wird auch das linke Herz geschädigt (Linksherzinsuffizienz) und es ist eine Herz-bezogene Harmonie/Balance hergestellt - dem Patienten geht es diesbezüglich subjektiv besser - obgleich die Schädigung ja objektiv größer/schlimmer geworden ist - er eigentlich kranker ist als zuvor. Das ist ein Krankheitsverlauf - sollte also wohl kaum Strategie ärtzlichen Handelns sein. Ist es aber allzu oft.

Sonntag, Dezember 21, 2003

Walter Keim, ausgewandert nach Norwegen:

Zusammenfassend muss gesagt werden: Deutschlands Legislative, Administrative und Judikative Gewalt bietet nicht nur nicht die Gewähr dafür, sich jederzeit für die Menschenrechte einzusetzen, sondern stellt ganz im Gegenteil eigene vordemokratische Gesetze über die Menschenrechte, das heißt duldet und begeht Menschenrechtsverletzungen. Bei der Informationsfreiheit wird im Bund und 12 von 16 Bundesländern gegen die UN Menschenrechte und die Grundrechtscharta der EU verstoßen. Bei den Patientenrechten gegen die EU Charta der Grundrechte und European Charter of Patients Rights.
Was für "Menschen" sind das eigentlich, die sich das widerspruchslos (außer ein paar Ausnahmen) gefallen lassen?


Das frage ich mich ganz genauso !

Samstag, Dezember 20, 2003

Wer bestimmt die Art der Hilfe

Abgesehen davon, dass ausserhalb der sog. Ersten Hilfe niemand zur Hilfe verpflichtet ist, ist es doch so, das wenn ein Mensch in Not ist oder auch nur ein großes Problem hat, die Art der Hilfe sich sinniger Weise an der Art des Problems orientieren sollte und weniger daran, worauf helfen wollende Leute grade Lust haben.

Wenn jemand zB physisch bedroht wird, dann hilft es nicht, ihm Essensmarken zu schenken. Oder jemand hungert, dann nützt es ihm wenig, neu eingekleidet zu werden. Und so weiter.

Freitag, Dezember 19, 2003

Was bringt den Doktor um sein Brot?

a) die Gesundheit, b) der Tod.
Drum hält der Arzt, auf daß er lebe,
uns zwischen beiden in der Schwebe.

Dr. med. Eugen Roth

Die Wirklichkeit reimt sich leider nicht so schwebend:

SEHR interessantes über GESUNDHEIT aus WIKIPEDIA, der freien Enzyklopädie:

Gesundheit ist mehr als nur die Abwesenheit von Krankheit.

Gesundheit stellt einen wichtigen persönlichen und gesellschaftlichen Wert dar.

Die Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.

Der Besitz des bestmöglichen Gesundheitszustandes bildet eines der Grundrechte jedes menschlichen Wesens, ohne Unterschied der Rasse, der Religion, der politischen Anschauung und der wirtschaftlichen oder sozialen Stellung.

Die Gesundheit aller Völker ist eine Grundbedingung für den Weltfrieden und die Sicherheit; sie hängt von der engsten Zusammenarbeit der Einzelnen und der Staaten ab.

Die von jedem einzelnen Staate in der Verbesserung und dem Schutz der Gesundheit erzielten Ergebnisse sind wertvoll für alle.

Ungleichheit zwischen den verschiedenen Ländern in der Verbesserung der Gesundheit und der Bekämpfung der Krankheiten, insbesondere der übertragbaren Krankheiten, bildet eine gemeinsame Gefahr für alle.

Eine aufgeklärte öffentliche Meinung und eine tätige Mitarbeit der Bevölkerung sind für die Verbesserung der Gesundheit der Völker von höchster Wichtigkeit. WHO


Der ganze Artikel unter http://de.wikipedia.org/wiki/Gesundheit

Dieser Staat/diese Regierung, stiehlt sich aus der Verantwortung! ZB weil es kein seriöses, demokratisches Gutachterwesen gibt!

Samstag, Dezember 13, 2003

Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat - von Henry David Thoreau

Aus dem Umschlagtext:

"Mahatma Ghandi verteilte die Schrift wie ein Lehrbuch unter seinen Schülern. (...) Die Schrift, die Oppositionelle in aller Welt fasziniert, erhebt den Ungehorsam gegen den Staat zur Pflicht." (Der Spiegel)

Ausgewählte Zitate:

* Ich habe mir den Wahlspruch zu eigen gemacht: "Die beste Regierung ist die, welche am wenigsten regiert"; ..."Die beste Regierung ist die, welche gar nicht regiert"; und wenn die Menschen einmal reif dafür sein werden, wird dies die Form ihrer Regierungsein. (S. 7)
* Ich will sachlich reden, und nicht wie die Leute, die sich überhaupt gegen jede Regierung erklären. Ich sage nicht: von jetzt an keine Regierung mehr, sondern von jetzt an eine bessere Regierung. (S. 8)
* Ich finde, wir sollten erst Menschen sein, und danach Untertanen. Man sollte nicht den Respekt vor dem Gesetz pflegen, sondern vor der Gerechtigkeit. Nur eine einzige Verpflichtung bin ich berechtigt einzugehen, und das ist, jederzeit zu tun, was mir recht erscheint. (S. 9)
* Die Mehrzahl der Menschen dient also dem Staat mit ihren Körpern nicht als Menschen, sondern als Maschinen. Sie bilden das stehende Heer und die Miliz, die Gefängniswärter, die Konstabler, Gendarmen etc. In den meisten Fällen bleibt kein Raum mehr für Urteil oder moralisches Gefühl. (S. 10)
* Es gibt Tausende, die im Prinzip gegen Krieg und Sklaverei sind und die doch praktisch nichts unternehmen, um sie zu beseitigen; (...) Menschen, für die die Frage der Freiheit hinter der des Freihandels zurücktritt (...). Sie warten - wohlsituiert -, dass andere den Übelstand abstellen, damit sie nicht mehr daran Anstoß nehmen müssen. (S. 13)
* Ein kluger Mensch wird die Frage der Gerechtigkeit nicht dem Zufall überlassen, er wird auch nicht wollen, dass sie durch die Macht der Mehrheit wirksam werde. Denn in den Handlungen von Menschenmassen ist die Tugend selten zu Hause. (S. 14)
* Der Mensch ist nicht unbedingt verpflichtet, sich der Austilgung des Unrechts zu widmen, und sei es noch so monströs. Er kann sich auch anderen Angelegenheiten mit Anstand widmen; aber zum mindesten ist es seine Pflicht, sich nicht mit dem Unrecht einzulassen, und wenn er schon keinen Gedanken daran wenden will, es doch wenigstens nicht praktisch zu unterstützen. (S. 15)
* Wie kann sich jemand nur damit zufrieden geben, dass er eine Meinung hat! Was für eine Genugtuung liegt darin, wenn es seine Meinung ist, dass er bedrückt sei? Wenn dein Nachbar dich auch nur um einen Dollar betrügt, dann genügt es dir nicht, zu wissen, dass du betrogen worden bist, auch nicht, ihm eine Bittschrift zuzustellen, er möge dir die Schuld zurückzahlen; vielmehr wirst du wirksame Schritte unternehmen, um sofort die ganze Summe zurückzubekommen und die Gewähr, dass du nicht wieder betrogen werden wirst. (S. 16)
* Wer nach Grundsätzen handelt, das Recht wahrnimmt und es in Taten umsetzt, verändert die Dinge und Verhältnisse; dies ist das Wesen des Revolutionären, es gibt sich nicht mit vergangenen Zuständen zufrieden. Es trennt nicht nur Staaten und Kirchen, es spaltet Familien. Ja, es spaltet den Einzelmenschen, indem es das Teuflische in ihm von dem Göttlichen scheidet. (S. 16/17)
* Unter einer Regierung, die irgend jemanden unrechtmäßig einsperrt, ist das Gefängnis der angemessene Platz für einen gerechten Menschen. (S. 20)
* Eine Minderheit ist machtlos, wenn sie sich der Mehrheit anpasst; sie ist dann noch nicht einmal eine Minderheit; unwiderstehlich aber ist sie, wenn sie ihr ganzes Gewicht einsetzt. (S. 20)
* Ich habe sechs Jahre keine Wahlsteuer bezahlt. Einmal wurde ich deshalb für eine Nacht ins Gefängnis gesteckt. (...) Da sie mich nicht fassen konnten, beschlossen sie, meinen Körper zu bestrafen; (S. 24)
* Mit dem inneren Wesen, sei es intellektuell oder moralisch, kann der Staat sich also niemals auseinandersetzen, sonder nur mit dem Körper, mit den Sinnen. Er verfügt weder über größere Vernunft noch Ehrlichkeit, sondern nur über größere physische Gewalt. (S. 25)


Die Zitate wurden von Kai W. Dörfner ausgewählt aus: H.D.Thoreau: Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat und andere Essays; Übersetzung, Nachwort und Anmerkungen von Walter E. Richartz.

Freitag, Dezember 12, 2003

Obacht

Von wegen die Kundendaten bei Amazon werden an staatliche Stellen gegeben und das Einkaufsverhalten könnte Probleme bringen.
Ich denke, dass auch sämtliche Entleihdaten in den öffentlichen Leihbibliotheken mindestens an staatliche Ermittlungs-Behörden weiter gegeben werden. Da ist sicher auch noch mehr vorstellbar.
Wäre für manche wohl nicht ohne Interesse, zu erfahren was zB ein Regime-Kritiker und Berufs-Demonstrant sich immer wieder ausleiht.
Was und wann jemand sich Medien entleiht, lässt sicher einige Rückschlüsse auf seine Persönlichkeit und sein Alltagsverhalten zu!


Angeregt von der Rede der Friedensnobelpreisträgerin:

Die Sorgen der Menschenrechtsaktivisten werden noch größer, wenn sie sehen, dass nicht nur die ihnen bekannten Gegner gegen die Menschenrechte verstoßen – unter dem Vorwand, sie seien unvereinbar mit ihrer Kultur –, sondern dass die Menschenrechte auch in westlichen Demokratien verletzt werden. Also von Ländern, die selbst zu den ursprünglichen Unterzeichnern der Charta der Vereinten Nationen und der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte gehören.

Sehr wahr - leider. In Deutschland scheint sich die Schönwetterdemokratie unter dem düsteren Himmel der anhaltenden Wirtschaftsflaute und im Vakuum schwacher Reform-Versager ganz oben in den Eliten ("Profis der Nation") langsam auf zu lösen. Aber auch je länger das Grauen der Nazizeit und des letzen Krieges in Vergessenheit gerät. Grade wieder wurde erneut vor anwachsendem Neofaschismus in den Eliten des Landes gewarnt. Und was Frau Lochbiehler von Amnesty International vernichtendes über die deutsche Aussenpolitk sagte, sehe und beklage ich seit langem schon über die Innenpolitik.
Ich habe nichts gegen eine sog. "Spassgesellschaft" - weiss gar nicht, wie eine solche definiert ist. Immerhin galt zB Oskar Schindler als Lebemann, quasi ein Vertreter einer Spassgesellschaft. Der hat im Kleinen mehr erreicht als viele stramme Pflichtmenschen a la Graf Stauffenberg.

Aber ich finde es von schade über traurig bis fürchterlich, dass die Leute in Unterhaltungsfragen von Hölzchen nach Stöckchen driften - sich ewig über ihre DVDs und Details aus Märchenverfilmungen und Horrorstreifen auslassen können - aber blind für den realen Horror sind - resp. nur blöde zugucken, dumme Bemerkungen machen aber keinen kleinen Finger rühren für Verbesserungen, geschweige denn ihren Hintern hoch kriegen. Was hat das für einen Sinn? Und wohin wird das führen oder treiben?

Mittwoch, Dezember 10, 2003

Gen-Tech

Man stelle sich vor, man nimmt zB einer Frau eine grade auf natürlichem Wege befruchtete Eizelle - oder aber führt gleich eine extrakorporal durch und schleust dann in die DNA der Eizelle ein oder mehr Pflanzen-Gene ein, die für die Bildung von Vitamin C zuständig sind; in der Erwartung, dass der menschliche Organismus dann seinen eigenen Vitamin C Bedarf selbst decken kann. Klingt irre, ist aber im Prinzip das, was in der Gen-Technik schon länger passiert.

Da werden Bakterien-Gene in Pflanzen eingeschleust, damit die Pflanze einige Bakterien-Stoffwechselprodukte selbst herstellen kann, deren Gifte gegen Schadtiere wirksam sind.
Mich wundert, das augenscheinlich niemand auf die Idee kommt, solch ein Organismus und seine Umwelt, resp. die DNA könnte ein empfindliches Netzwerk sein, in dass man nicht einfach mit solch unnatürlichen Methoden reingehen darf, ohne dass das Gefüge aus den Fugen gerät.

Eine Ahnung von sowas vermittelt mir zB, wenn ich als Laie in den HTML-Code dieser Seite ein kleines Detail einfüge - schon verändert sich das Gesamtbild - meist zum Schlechteren hin.

Solche Gen-Veränderung sind ja prinzipiell verwandt mit natürlichen Mutationen, die einerseits beim Befruchtungsvorgang, den anschliessenden Teilungen und so weiter passieren können, aber auch durch Einflüsse von aussen, wie zB ionisierende Strahlung.

Meine These: Je einfacher ein Organismus, desto eher positiv wirken Mutationen. Je komplexer ein Organismus, desto eher schädlich werden Mutationen sein.
Folgende Betrachtung: Nimmt man zB einen Stein und schiesst da völlig willkürlich ein Loch hindurch, zB mit einem Laserstrahl, dann hat man die Möglichkeiten seiner Verwendbarkeit sicher drastisch erhöht.

Nimmt man aber einen Stein, der bereits durch Schleif- und Bohrarbeiten zu einem speziellen Bestandteil einer komplexen Vorrichtung gemacht wurde und schiesst durch ihn ebenfalls willkürlich ein Loch, so ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass er danach zu nichts mehr zu gebrauchen ist.
Will sagen: In früheren erdgeschichtlichen Zeiten, als die Organismen auf dieser Erde einfacher strukturiert waren, da hatten Gen-Mutationen noch überwiegend positive Wirkung ---> Evolution. Je moderner die Zeiten, desto komlexer die Organismen und desto eher schädlich wirken Veränderungen des Erbgutes. Ein weites Feld für die Medizin-Mafia.

Dazu ein Bericht, wie jüngst in Report aus Mainz, der zeigt dass Kühe verenden, die mit gängigem BT-Mais gefüttert wurden, sollte zu denken geben.

Montag, Dezember 08, 2003

Ärzte sehen eher zu, wie ein Kollege einen ganzen Landstrich dezimiert, als gegen den Berufskodex zu verstoßen und gegen ihn aufzutreten.

George Bernard Shaw (1856-1950), anglo-irischer Dramatiker, Nobelpreis für Literatur 1925

Donnerstag, Dezember 04, 2003

Phönix-Reportage: Wenn Ärzte Fehler machen
(Lief kürzlich auch im WDR bei die story)

Aus den Begleittexten:

Im April 1996 lässt sich der sportliche 19-jährige Arndt Nollert von seinem HNO-Arzt untersuchen, weil er nicht genug Luft durch die Nase bekommt. Der Facharzt und Operateur diagnostiziert eine Verkrümmung der Nasenscheidewand; er rät dem jungen Mann zu einer baldigen Operation. Nach dem kleinen Eingriff würde er besser Luft bekommen. Doch dieses Operationsziel erreicht der Arzt nicht - der kleine Routineeingriff endet in einer Katastrophe: Der Chirurg verletzt eine Schlagader im Kopf, dadurch verliert der Patient über zwei Liter Blut und überlebt nur durch riskante Notoperationen, die ihm in letzter Minute das Leben retten. Arndt Nollert ist einer von rund hunderttausend Patienten, die jährlich Opfer eines ärztlichen Kunstfehlers werden. Am Beispiel des heute 25Jährigen zeigt der Film, welche gravierenden Folgen ärztliche Kunstfehler haben können.

Erst jetzt, über sieben Jahre nach der "Routineoperation" hat die Haftpflichtversicherung des Arztes den Schaden anerkannt. Doch der heute 25Jährige, ehemals Drachenflieger und Judokämpfer, führt jetzt das Leben eines Schwerbehinderten im Rollstuhl.



Kein Trost, aber wenigstens gibt es danach auch mal Ärzte, die sich gegen Kollegen auf die Seite von Patienten schlagen.

Die Beziehung des Ärzte-Opfers zu seiner damaligen Freundin ist wegen seiner Behinderungen zerbrochen - obwohl die symphatische Frau bei seiner Genesung wohl wirklich sehr bei und mit ihm war. Jetzt ist er mit einer ebenfalls behinderten Frau zusammen und hat mit ihr ein gemeinsames Kind.
Ich finde seinen Weg spannend und bin beeindruckt, wie vital und als Persönlichkeit er präsent ist, nachdem was er durch gemacht hat - dem Tode näher als dem Leben. Jedes Schicksal ist eben anders.

Weil der verantwortliche Arzt vor Gericht sein Opfer ignoriert, also kein Wort für ihn übrig hat, frage ich mich mitlerweile, ob man aus solch einem Verhalten - von dem man ja immer wieder hört - nicht folgern muss, dass solche Ärzte nicht gepfuscht haben, sondern womöglich vorsätzlich einen fitten Mitmenschen fertig machen wollten.

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In einer Autowerkstatt

fragt der Azubi den Blechschlosser, der nachträglich Fenster in Autodächer einbaut, was er denn machen würde, wenn er sich mal verschneiden würde - dann könne er das Auto wohl wegschmeissen oder wie? Darauf antwortet der Fachmann lakonisch, Sich verschneiden, dürfe eben einfach nicht passieren.

Mit dem "Material" Mensch wird in der Medizin vielfach respektloser umgegangen.