Freitag, Oktober 31, 2003

Nachtrag zur gestrigen WDR-Sendung über Ärztepfusch

Gut, dass sowas überhaupt erarbeitet und gezeigt wird. Beispiele aus dem normalen Leben.
Gut, diese Langzeitbetrachtung und -begleitung.
Gut, die kompeteten, treffenden Fragen von Journalist Frank Plasberg an den Ärztevertreter und die Bundes-Gesundheits-Mininsterin.

Weniger toll: Diese Kuschelatmosphäre. Alle sind stimmungsmäßig relativ gut drauf - am Besten sogar die schwer verletzten Beteiligten - am wenigsten der Ärztevertreter.
Gute oberflächliche Laune als einziger Ausweg aus einer persönlichen Katastrophe.

Aber alle Probleme scheinen angeblich nur das Ergebnis schlechter Kommunikation und überlasteter oder etwas zu ehrgeiziger Ärzte zu sein. Klar, man darf die Leute nicht verschrecken, muss konziliant sein.
Dennoch: Es gibt auch reichlich und massiv destruktive, ja böse Kräfte in diesem Medizin-System - Ärzte, die kriminelle vorsätzlich zerstörende Energie haben. Man kann es drehen wie man will, entweder es sind nur wenige, dann müsste es ein Leichtes sein, diese schwarzen Schafe ausfindig zu machen - durch seriöse Begutachtung der verletzten Patienten. Die Realität ist eine andere. Oder es sind doch sehr viele - umso dringender ist dann ein Engagement möglichst vieler Bürger / Patienten.

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Mich hat schon immer angekotzt,, wenn Aufgaben bewältigt werden sollen, denen man in dem Moment nicht gewachsen ist. Wenn man in eine Verantwortung gestellt wird, die man nicht überblickt. Wenn man Dinge tun soll, hinter denen man eigentlich nicht wirklich steht, die man eigentlich nicht verantworten kann oder die nicht in der Qualität machen kann, wie es ihnen eigentlich zukommen sollte.
Und zwar völlig egal, ob ich selbst oder jemand anders derjenige ist, welcher.
Für manche Leute ist das angeblich die Herausforderung, das Salz in der Suppe des Lebens, oder so. Ich jedenfalls mag sowas nicht. Ich bin lieber unterfordert. Aus Überforderung entstehen leicht Fehler. Und diese Fehler können für Andere, auch Unbeteiligte sehr unangenehme Folgen haben.
Hingegen bietet Unterforderung den Rahmen und den Raum, in welchem sich Kreativität entfalten kann. Ideen zur Optimierung von Abläufen zB, die dann die scheinbar verlorene Zeit wieder reinholen.
Es ist aber wichtig, diese Ideen auch umsetzen zu können, also irgendwann wieder aus dem monotonen Rahmen heraus zu können. Der Wechsel ist wichtig. Übergänge sind das Salz in der Suppe.
Unterforderung könnte man natürlich auch unter gewissen Bedingungen als Überforderung definieren.

Mittwoch, Oktober 29, 2003

Hart aber fair im WDR-TV: Ärzte-Pfusch

www.wdr.de/themen/gesundheit/extra/hart_aber_fair_kunstfehler

Typisch WDR mit umfangreichen und diversen Informationen, Links, Forum - eben am Bürger/Kunden/Verbraucher orientiert.

Sonntag, Oktober 26, 2003

Zähne ziehen

Bescheuert: Wer gute Zähne hat, den lässt der Zahnarzt natürlich nicht gerne ganz ohne irgend eine Behandlung / Abrechnung entkommen - also wird irgendwas an den Haaren herbei gezogen: Hier ein Vorsorge-Röntgen, dort eine unnötige Zahnsteinbehandlung, vielleicht etwas heftiger an einer Füllung geprokelt, damit die rausbricht, oder winzige Vertiefungen im Zahnschmelz so weit aufbohren, dass eine Füllung reinpasst, die dann irgendwann aus dem nun größeren Loch rausfällt und so weiter.

Hingegen andere Patienten, mit vielleicht etwas ungewöhnlicheren Zahn- oder Kieferproblemen, denen wird eine sinnvolle Behandlung verweigert, resp. sie werden auf die Privatabrechnungsschiene geschleust, mit der oft unrichtigen Begründung, das zahle die Kasse nicht. Und wer das privat nicht mitmachen will oder kann, der muss eben ohne Behandlung wieder nach Hause gehn. So lange, bis seine Probleme so massiv sind, dass sogar der ignoranteste Zahnarzt was machen muss - aber dann fällt auch soviel an, dass richtig gut kassiert werden kann. So läuft das hier.

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Und wieder das Grundproblem:

Mein Bild eines Gesundheitswesens ist, dass zuerst die Bevölkerung, der einzelne Bürger da ist, und wenn es gesundheitliche Probleme gibt, ist ein fest bestalltes, verantwortungsvoll dienendes Völkchen aus medizinischen Fachleuten nur dazu da, die Gesundheit wieder her zu stellen. Und aus den dabei locker anfallenden anonymen Datenmengen, wird Forschung betrieben - ethisch und moralisch problemlos.

Tatsächlich aber bietet sich mir das Bild einer mächtigen weissen Elite, als Staat im Staate, die ihre Macht aus gigantischen Geldbeträgen, exzellenter informationeller Vernetzung und einem immer noch herrschenden Corpsgeist bezieht. Diese weissen Herrenmenschen entscheiden über Wohl und Wehe, Leben oder Tod, Gesundheit oder Siechtum von uns Patienten - also real existierende Selektion, und sie halten uns nicht-ärztliche Bürger wie Nutzvieh: Gemolken, geschoren und am Ende ausgeschlachtet - die totale Verwertung. Untersuchen, irgend etwas finden, therapieren, Blutspende, Knochenmarkspende, Organspende und schliesslich Autopsie zu Lehrzwecken.
Unser Zaun oder Stall sind die Gesetze und die reichlichen Informationen/Daten über und von uns, die beliebig vervielfältigt und blitzschnell an jeden beliebigen Ort geschickt werden können, um uns immer gut handhaben zu können, weil man unsere gesundheitliche Verfassung, unsere Vorlieben, Hobbys, den Beruf, unsere Lebensumstände und so weiter genau kennt - alles natürlich nur zu unserem Besten.
Organ- und Gewebe-Handel

Herr / Frau Prabhakar von der indischen BioTech-Firma Sysarris° kürzlich: Deutschland zählt zu den Top-Biotechnationen weltweit. Wir Inder haben großes Interesse, mit unseren Fähigkeiten in den Dialog zu treten. Und in der Tat bestehen zahlreiche Kooperationen zwischen deutschen und indischen Firmen und Hochschulen.

Auf welchen Wegen in Indien und ähnlichen Regionen der Bedarf an Organen und menschlichen Körper-Geweben gedeckt wird - davon hört und liest man immer mal wieder. Woher manch deutscher Medizin-Forscher sein Material bekommt, das bemerke ich täglich schmerzhaft selbst.

Dass danach dann, nicht der illegal geplünderte Mensch institutionellen Beistand bekommt, sondern die furchtbaren Forscher - scheint im Sinne des Ziels, Deutschland dort wo es noch top ist, unerbittlich und gnadenlos an der Spitze zu halten, nachvollziehbar - auch wenn Ethik, Moral, Recht, Demokratie und Menschen dabei durch den Fleischwolf gedreht werden.
CallCenter

Es ist ja sehr vieles "outgesourced" in Unternehmungen - so auch die Kundenbetreuung. Call-Center übernehmen für mehrere verschiedene Firmen den Kundenservice per Telefonleitung. Da kann es dann wohlmöglich vorkommen, dass ein Kunde von diversen Unternehmen bei Problemen in ein und demselben Callcenter landet, wo dann wohl auch jede Mitarbeiterin Zugriff auf die Kundendaten der diversen Firmen hat und natürlich sich auch selbst über einzelne Kunden aus sämtlichen Quellen informieren kann.

Freitag, Oktober 10, 2003

MONITOR

gestern Abend, hat in einem Beitrag über den leichtfertigen Umgang der Ärzte mit Risiken bei ihren Eingriffen, und der vorherigen Aufklärung des Patienten darüber, ganz nebenbei auf den Punkt gebracht, was am hiesigen Medizinbetrieb so Patienten feindlich, undemokratisch ist.
Ein solcher Eingriff kann, wenn er mit Komplikationen verbunden ist, einen Lebensentwurf eines jungen Menschen dramatisch ändern
Genau: Es ist pervers, wenn nicht die Krankheit, sondern der medizinische Eingriff ganze Lebenswege zerstört.

Die aktuelle Situation für Patienten sieht meiner Wahrnehmung nach so aus, dass man in einer Klinik oder bei einem niedergelassenen Arzt sich selbst gewissermaßen abgibt und nur noch beten kann, ungewollt weder als Versuchskaninchen misbraucht, noch das Opfer Geld gieriger, Karriere geiler, schlampiger, unfähiger oder noch schlimmer - perverser Ärzte zu werden, sondern das eigene Leben nach der Op mindestens wie vorher, am besten natürlich besser weiter gehen kann / darf.
Aber von Transparenz des Medizinbetriebes für Patienten und von Patienten als Machtfaktor im Medizinbetrieb, kann bislang keine Rede sein.
Und eigentlich kann das alles nur funktionieren, wenn Ärzte nicht an unserem Kranksein verdienen, sondern an unserem gesund Sein.

Ich stelle mir eine Demokratisierung des Medizinbetriebes und seine Transformation hin zu einem Gesundheitswesen, das diesen Namen verdient, so vor, dass Patienten viel mehr Einblick bekommen können müssen, was hinter den Kulissen läuft, mehr Mitsprache und Gestaltungsmacht, damit ein fliessender Übergang vom persönlichen Alltag des Patienten hin zur Situation in Klinik oder Praxis und wieder zurück Standard werden kann.

Auch MEIN Erleben mit Operateuren ist, was die Aufkärung über Risiken und Nebenwirkungen angeht, sehr übel. Auch anschliessendes Klagen über unerwünschte postoperative Probleme will kein Arzt hören. Es heisst dann immer, "Sie sind der erste, der solche Beschwerden schildert, dass kann also nicht auf die Op zurückgehen." Aber wenn Ärzte ein solches Desinteresse an tatsächlichen Nebenwirkungen zeigen, dann wundert es nicht, dass nie eine Mängelliste zustande kommt. Es darf nicht sein, dass man als Patient mit solchen Problemen gegen Mauern oder ins Leere läuft.

http://wdr.de/tv/monitor/beitrag.phtml?bid=532&sid=103

Mittwoch, Oktober 08, 2003

Gestern Frontal21 - wiedermal ziemlich gut

Der Hang großer Teile der Bevölkerung, ihr Geld und ihre Zeit mit den Bohlenschen und Küblböckschen Nichtigkeiten zu verplempern - während wichtige Bereiche des gesellschaftlichen Lebens durch Ignoranz vor die Hunde gehen.

Wie zB die Rechte der Patienten (Patienten ohne Rechte). Die wir ja irgendendwie alle sind. Die Eine mehr, der Andere weniger - die Eine früher, der Andere später.

Sie sind die Götter in Weiß, sie machen immer alles richtig und schon gar keine Fehler: Ärzte in Deutschland. Behandlungsfehler in Kliniken und Arztpraxen sind tabu. Und die Opfer falscher Behandlungen leiden nicht nur unter den körperlichen Folgen. Sie müssen auch noch selbst beweisen, dass ihre Gesundheit verpfuscht wurde, denn die Beweislast vor Gericht hat allein der Patient.

Eine beeindruckende, klar und offen sprechende Patientenanwältin Maia Steinert, fordert eine Umkehr der Beweislast:
"Die Patienten-Dokumente sind die Beweismittel. Doch der Patient muss vollständig beweisen, dass ein Behandlungsfehler stattgefunden hat, und diese Beweismittel besorgen sie sich quasi von ihrem Gegner, der die Dokumente in seiner Akte erstellt."

Auch der Patientenvertreter Thomas Isenberg vom Bundesverband der Verbraucherzentralen fordert die Umkehr der Beweislast.

Und da stellt sich die Bundesjustizministerin Zypries in ihrer offenbar unantastbaren stoischen Ignoranz der Verhältnisse hin und sagt, es gäbe keinen Handlunsgsbedarf. Die geht augenscheinlich über Leichen, um beim ÄrzteStaat im Staate den Kotau zu machen.

Mehr Waffengleichheit für Patienten? Die Justizministerin Brigitte Zypries schlägt sich auf die Seite der Ärzte: "Der Patient ist in keiner anderen Situation als in jedem anderen Prozess auch."

Mit Verlaub, die Ministerin scheint wahrnehmungsgestört zu sein. Oder sie redet wider besseres Wissen. Grauenhaft sowas.

Ähnlich ignorant auch unsere sog. BundesgesundheitsMinisterin. Also wenn man schon so transusig ist, wie diese zwei politisch-moralischen Treibhölzer, dann sollte man doch wenigstens auf der richtigen sozialen Seite Unbeweglichkeit zeigen.
Es ist sehr frustrierend, dempimierend, traurig, was immer wieder dort Oben passiert.

Patientenvertreter fordern ein eigenes Patientenrecht. Patientenanwältin Maria Steinert nennt uns ein paar Eckdaten:
"Sind die Dokumente nicht vollständig, dann sollte die Beweislast zu Lasten des Arztes umgekehrt werden. Sind Befunde nicht erhoben worden, dann wäre das grob fahrlässig. Wieder müsste die Beweislast umgekehrt werden. Wurde gegen Hygienevorschriften verstoßen, wieder Beweislastumkehr. Das ist heute schon Richterrecht. Es gibt bestimmte Fallbeispiele. Wenn man die in Gesetze modifiziert, dann würden einige Fälle mit Sicherheit leichter zu beurteilen sein."

Konflikte schneller beheben wollen auch Ärztevertreter - wie etwa Frank-Ulrich Montgomery vom Marburger Bund: "Wir sind immer dafür, dass man das Arzt-Patientenverhältnis erleichtert, weil es Beschädigungen auf beiden Seiten gibt. Arzt und Patient sind durch den Konflikt beschädigt. Wenn man mit Gesetzen erreichen kann, dass das schneller zu Ende geht, dass der Patient schneller zu seinem Recht kommt oder schneller davon überzeugt wird, dass alles richtig gegangen ist, wenn man das durch Gesetze erreichen kann, dann halte ich das für vernünftig."

Doch das Justizministerium bleibt dabei: Keine Umkehr der Beweislast und kein eigenes Patientenrecht. Brigitte Zypries: "Ich meine nicht, dass es den Patienten in eine Situation bringt, die eine andere ist, als in jedem anderen Rechtsstreit, bei dem man einen Anspruch geltend macht."


http://www.zdf.de/ZDFde/druckansicht/0,1986,2071248,00.html

Dienstag, Oktober 07, 2003

Strikte Begrenzung der Telefon-Überwachung gefordert

HEISE meldet:

Grundsätzliche Kontrolle und Neuordnung der Telekommunikations-Überwachung wird gefordert. Gemeinsames Anliegen ist es, den "gravierenden Eingriff" in die Grundrechte der Betroffenen, den Telefonabhörmaßnahmen den Datenschützern zufolge darstellen, wieder dem Geist der Verfassung entsprechend zum letzten Mittel ("ultima ratio") der Strafverfolgung herabzustufen.

Zuletzt hatte ein Gutachten des Max-Planck-Institutes über die "Rechtswirklichkeit und Effizienz" der Telekommunikationsüberwachung gezeigt, dass die Bespitzelungen der Bürger am Telefon rasant zugenommen hat, die Abhöranordnungen in der überwältigenden Mehrheit der Fälle schlecht begründet und die Ermittlungserfolge gering sind.


http://www.heise.de/bin/nt.print/newsticker/data/jk-02.10.03-002/?id=d31af504&todo=print

Freitag, Oktober 03, 2003

Je langsamer das Holz wächst, desto härter wird es. (Fu)

Donnerstag, Oktober 02, 2003

Euthanasie in der Nazizeit an geistig Behinderten

Spiegel-Online-Artikel über Euthanasie in der Nazizeit an geistig Behinderten (also an denen, die man dafür hielt / die Ärzte als solche diagnostiziert hatten)

Mein spon-taner Eindruck: Es kommt rüber, als sei zentrale Datenerfassung etwas Langsames, Mühseliges, Harmloses und Gutes. Was in diesem rückwarts gewandten SonderFall so sein mag.

Es ist immer einfacher und bequemer, für Verbrechen, die begangen von Fremden unter fremden Bedingungen in einer fremden Zeit, bedauernde Worte zu finden, als sich mit aktuellen Verfehlungen und Problemen zu befassen, für die man selbst auch mit Verantwortung trägt.

Man ist am meisten in Gefahr, ueberfahren zu werden, wenn man eben einem Wagen ausgewichen ist. (Nietzsche)

Faschistische oder faschistoide Verhältnisse bedeuten ja nicht, dass es ALLEN schlecht geht. Sondern es sind bestimmte seriöse Gruppen oder Einzelpersonen, die in den Focus genommen und für die dann die Bürger- und Menschenrechte ausser Kraft gesetzt werden, ohne dass diese Leute im legitimen Sinne irgendwie schuldig sind.

Mittwoch, Oktober 01, 2003

Besserwisser
sind oft nur lästig, können aber auch potentiell gefährlich sein, wenn Gesundheit oder Leben anderer von ihnen abhängen.

Dazu folgende perönliche Begebenheit vom Anfang der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts:
Ich kam grade aus der Stadt, wo ich mich mit meiner Oma getroffen und wir im K*stadt-Restaurant was gegessen hatten. Wieder bei mir zu Hause setzte ich Wasser für einen Tee auf. Meine Schwester wollte mich gleich besuchen. Irgendwie fühlte ich mich aber nicht gut, mir ging es immer schlechter und ich wusste nicht warum. Mal beugte ich mich über die Kloschüssel, ohne jedoch erbrechen zu können, dann breitete ich mich auf dem Teppichboden aus, fand aber keine dauerhaft erträgliche Liegeposition. Schliesslich erschien meine Schwester, guckte sich meinen Zustand an und rief den Notarzt. Als der Typ reinkommt, sieht er die Teekanne auf dem Fussboden stehen (Wie bei den Beduinen auf einer Decke auf dem Teppich) und mich ebenfalls auf dem Teppich und sagt gleich sowas wie "Aha, kann mir vorstellen, was für einen Tee Sie getrunken haben". Ich fühlte mich zu schwach, um zu widersprechen, aber als er zwei Spritzen aufzog, hatte ich nur noch gedacht, der injiziert mir hoffentlich keine Medikamente, die exakt auf seiner falschen Unterstellung/Diagnose basieren und darum womöglich gefährlich sind. Aber es ging zum Glück gut, die Medikamente schlugen schnell an und mir ging es bald besser. Meine spätere Vermutung war, dass ich eine leichte Lebensmittelvergiftung hatte.

Ich weiss nicht, ob und was beim Notarzt danach noch intern gelaufen ist und was heute diesbezüglich so geht. Denkbar wäre, dass er für diesen Einsatz auch sowas wie eine Patientenakte anlegt oder in irgendwo schon bestehende Dateien seinen Eintrag macht. Beispielsweise könnte er online eine Datei aufrufen, die vielleicht zentral an der örtlichen Uniklinik angelegt ist und einen Eintrag über seinen Einsatz machen. Darin steht dann womöglich, er musste einen Notfalleinsatz fahren mit Verdacht auf Drogenmissbrauch. Von solchem Unsinn erfährt der betroffene Bürger - in dem Fall ich - nichts und kann es also auch nicht korrigieren lassen. Jeder Arzt kann mehr oder weniger üblen Mist über seine Patienten in seinen Akten vermerken, ohne dass der Betroffene sich dagegen wehren könnte. Solche Akten und Eintragungen waren immer schon brisant und werden es zukünftig noch mehr, wenn nämlich alle diese Äusserungen bald nicht mehr in unleserlicher Handschrift im Aktenschrank der vielen Ärzte verschwinden, sondern im Zuge der Patienten-eCard zentral und gut lesbar in einer einzigen Datei oder auf einem Server abgelegt werden!

Ein anderer Fall waren einige Arzt-Patient-Kontakte beim Lungenfacharzt, noch gar nicht so allzulange her. Als ich dem Arzt einmal Symptome schilderte, die ich selbst ziemlich Besorgnis erregend fand, blieb er distanziert und wiegelte ab. Sicherlich gibt es Dinge, die ein Patient dramatischer sieht, als sie vielleicht objektiv sind. Genauso wie es auch umgekehrt sein kann, dass der Patient eine ziemlich realistische Selbsteinschätzung von sich hat und der Arzt die Probleme nicht ernst genug nimmt und kleinredet. Für mich war das seinerzeit der Knackpunkt.

Wenn ein Arzt meine Probleme, die ich für schwerwiegend halte, abtut und zwar ohne eine überzeugende Begründung, dann fühle ich mich bei so einem Arzt fehl am Platz. Ich bat den Arzt - für mich zum Abschluss - um Einblick in meine Patientenakte und um Kopien. Er lehnte das ab, mit Hinweis auf seine persönlichen Bemerkungen darin, auf die ich kein Recht hätte. Ich sagte, er könne diese Sachen gerne abdecken, aber ich hätte ein Recht auf Kopien und wenigstens den Einblick möchte ich sofort wahrnehmen. Nach einigem Theater bekam ich nach einiger Wartezeit die Akte kurz zu sehen. Zu meiner Überraschung gab es keinerlei Einträge über die Schilderung meiner bedenklichen Krankheitssymptome - egal wie der Arzt sie letztlich interpretiert, sie müssen doch aber wenigstens in meiner Akte vermerkt sein. Hingegen befanden sich Anmerkungen dort, die nichts mit meinen Lungenproblemen zu tun hatten.

Als Patient hat man nicht nur das Problem, dass Ärzte in der Patientenakte persönliche Anmerkungen machen dürfen, die man als Betroffener nicht einsehen darf, die aber womöglich an Arzt-Kollegen weitervermitteln werden, sondern auch sachliche Anmerkungen haben womöglich mit der Krankheit und dem Status als Patient nichts zu tun und erfassen persönliche Dinge, die über das Arzt-Patient-Verhältnis hinausgehen. Es können aber auch wichtige Dinge regelrecht unterschlagen, weggelassen werden, ohne dass der betroffene Patient dies ändern könnte, wenn er denn überhaupt davon erfährt. Es werden in solchen Akten also Zerrbilder produziert, über ganz elementare Lebensumstände und Persönlichkeitsmerkmale von Menschen, Bürgern, Patienten, die von den Betroffenen selbst aber nicht korrigiert werden können.
Darum fordern etliche Fechter für ein modernes, demokratisches, transparentes und patientenzentriertes Medizinwesen schon lange ein Recht der Patienten auf Korrektur ihrer Akten, so wie es auch diese Petition tut.

Wäre mir im o.g. Fall wegen nicht stattgefundener Therapie etwas Schlimmes passiert, dann wäre der Arzt, trotz seiner unterlassenen Hilfe, nie belangt worden, weil es in seinen Unterlagen keine Hinweise auf gesundheitliche Probleme gibt, die ihm bekannt waren, so wie ich sie ihm geschildert hatte.

Es müsste mE ein Recht der Patienten geben, auf Korrektur ihrer Akten, egal ob dann Dinge gelöscht oder Daten hinzugefügt werden müssten. Denn wenn in Kürze die elektronische PatientenCard eingeführt wird und sämtliche Patientendaten zentral gesammelt und für Medizin-Insider, Hacker, Kracker, Datenjäger und -sammler global verfügbar auf einem Internet-Server abgelegt werden, könnten sich die aktuell noch vorherschenden Schlampereien oder auch Böswilligkeiten etlicher Ärzte beim Führen ihrer Dokumente, für Patienten übel auswirken. Tut es bereits jetzt schon.

Mit der kommenden Patienten- resp. Gesundheits-eCard werden gleich zwei, bisher noch vorhandene, "Filter" beseitigt: Die berühmt-berüchtigte, oft unlesbare Arzthandschrift hat oft verhindert, dass andere als der jeweilige Arzt die Patientenakte lesen konnten.
Patienten sind meist bei mehreren verschiedenen Ärzten und wechseln manchmal sogar den Arzt des selben Fachgebiets - sowieso bei einem Ortswechsel. Wollten sich Dritte einen Überblick über die Krankengeschichte eines Menschen verschaffen, so mussten sie erstens in Erfahrung bringen, bei welchen Ärzten dieser Mensch in Behandlung war und sie hatten zweitens jeden einzelnen Arzt aufsuchen und irgendwie die unleserliche Handschrift decodieren müssen, um an die Informationen heran zu kommen. Diese Filter oder Sperren fallen bald weg.

Die Patientenakten werden am Computer geschrieben, sind also gut lesbar und sie werden zentral auf einem Server abgelegt - man muss nur noch Zugriff auf den bekommen.
SofaSurfer

War mir schon klar, dass mein Text über persönlich Erlebtes und weiter Gedachtes als Patient im deutschen Medizinbetrieb, für einige schicke und gepflegte Sofasurfer und -innen ein hartes Brot ist. Falls solche Leute mal einen Blick über den Tellerrand ihrer heilen Wohlstands und perfekten Technik-Welt machen.