Mittwoch, April 28, 2004

Wölfe in Arztkitteln

Die Szenerie im Belgrader Sondergericht ist gespenstisch: In den Zuschauerreihen zähnefletschende Wölfe, die Enbleme der Todeskommandos. Gedungene Mörder in weissen Arztkitteln erscheinen in einer Zeugenaussage. Im Prozess um die Ermordung des serbischen Regierungschefs Zoran Djindjic trugen im Publikum schwarz gekleidete Muskelmänner die Symbole der aufgelösten Polizei-Spezialtruppe der Roten Barette auf ihren T-Shirts. Ihre Kumpane auf der Anklagebank sollen Djindjic zusammen mit der Zemum-Bande ermordet haben. Während ihrer stummen Solidaritätsbekundung sagte Djindjics Leibwächter aus, bei den Wiederbelebungsversuchen nach dem Attentat habe ein Anästhesist mit Verbindung zu den Killern geholfen.

Nicht nur wegen solcher Vorfälle sind die Aussichten schlecht, dass der Mord aufgeklärt wird. ...

Die Aussagen einiger Angeklagten und Kronzeugen scheinen eine weit verbreitete Sicht der Dinge zu bestätigen: Der Täterkreis ist größer, als von der Justiz angenommen. ...

Die wahren Hintermänner sind offenbar in mafiös strukturierten Politiker-Reihen zu finden. ...

Der Bericht von Djindjics Chefleibwächter ist nicht mehr erklärungsbedürftig: Eine Kronzeuge bestätigte, dass schon immer Ärzte im Sold der Zemum-Bande standen. Wenn sie einen ihrer Gegner bei einem Atttentat nur verletzen konnten, wurde das Werk im Krankenhaus zu Ende gebracht.
Aus der SZ vom letzten WE

Grauslig. Ärzte als Mörder. Hier wie dort. Heute wie gestern.