Samstag, September 04, 2004

Abstinenz ist krank?

Deutlich erhöhtes Risiko für eine geistige Beeinträchtigung im Alter sowohl bei den Teilnehmern, die in der Vergangenheit häufig getrunken hatten, als auch bei denen, die Alkohol überhaupt nicht anrührten.
Meldet www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,druck-316424,00.html

Schwierig, wenn nicht sogar unmöglich, scheint es, einem Arzt klar zu machen, dass der Patient die rigorose Aversion seines eigenen Körpers gegen Alkohol, selbst als Krankheit empfindet / interpretiert, weil er zuvor Jahre lang gelegentlich Alkohol genossen hatte. Der Arzt findet es völlig in Ordnung und gesund, dass der Patient Aversionen gegen jede Form von Alkohol verspürt.

Obwohl medizinische Forschung seit längerem immer wieder herausfindet, dass völlige Abstinenz gesundheitlich ähnlich bedenklich ist, wie zuviel Alkohol. Abstruserweise könnte man also auch Abstinenz als selbstschädigendes Verhalten bezeichnen. Aber sowas wird vermutlich jeder Arzt ignorieren, also keinen Krankheitswert erkennen, obgleich subjektiv und objektiv einer gegeben ist.

Warum tut der Arzt das? Weil er Forschungsergebnisse nicht kennt oder ignoriert? Weil er anderen den Genuss oder eine bessere Gesundheit nicht gönnt? Weil er alle Patienten über einen Kamm schert, mit Leistungsträgern, die ihre TotalAbstinenz für zivilisiert und gesund halten? Weil er ein steriler Saubermann im weissen Kittel ist, dem alles Irrationale, Emotionale, Unkontrollierbare ein Greul ist? Oder weil er weiss, dass völlige Abstinenz das Pendant zum AbUsus ist? Mithin aus Arzt-geschäftlicher Sicht eine bessere Chance besteht, dass ein/e Abstinzler/in bei einer Krise dann zur Alkoholikerin wird, die er in ärztliche Obhut nehmen kann, als dass es mit jemandem passiert, der Alkohol in angemessenen Mengen zu genieszen weiss.