Donnerstag, Mai 20, 2004

VermummungsVerbot

Stell Dir vor, Du liegst mit akuten Herzproblemen in deinem Bett, hast den Hausarzt gerufen und wartest auf sein baldiges Eintreffen.

Tatsächlich rumpelt es dann vor deiner Zimmertür, die geht auf - und herein stürmt ein Haufen vermummter dunkler Gestalten in Wehrmontur und mit Knüppeln - drischt und knüppelt auf Dich ein - schlägt dich zusammen, schleift dich anschliessend in einen gekachelten Raum, verprügelt Dich nochmal, um dich dann einige Zeit in dieser Isolierzelle allein zu lassen - unter Dauerbeobachtung einer Videokamera.

Nicht in Lateinamerika, Afrika oder China - nein - in Brandenburg passiert sowas Ungeheuerliches unter staatlichem Dach im Knast - und die Sendung KONTRASTE hatte letzten Donnerstag dieses dunkle und schon lange währende Tun ein bisschen augeleuchtet.

Gezeigt wurde eine hilflos wirkende Familie, deren Sohn dermaszen von staatlichen Gewalttätern hinter Mauern malträtiert wurde, dass seine Eltern ihn kaum wieder erkannten. Es war ein trauriger Anblick, diese Menschen, die ihr Erleben und ihre Gedanken kaum mit Worten vermitteln konnten - eine Art Locked-In-Syndrom - am unteren Rand der Gesellschaft, sich ausgeliefert fühlend, der Willkür deren die die Macht haben.

Der andere und aktuell Betroffene mit dem Herzproblem, wäre fast gestorben - quasi Mord durch vermummte Staatsdiener. Jetzt ist endlich - auch durch die Sendung KONTRASTE angestoszen - ein VermummungsVerbot für Staatsdiener im Knast ausgesprochen worden. Denn die etlichen betroffenen Opfer der staatlichen Schlägertrupps konnten sich natürlich juristisch noch weniger wehren, weil sie nicht erkennen konnten, wer sie verprügelt hatte.

Keine Ahnung, wo die Gefangenen-HilfsOrganisation AMNESTY INTERNATIONAL sich in diesen Fällen herumgetrieben hat. MenschenrechtsVerletzungen an einheimischen Knackis locken vermutlich keine Spendengelder. Nicht sehr sympathisch, solches Verhalten.