Freitag, Februar 18, 2005

An der Front* gestorben / Was zu weit geht, geht zu weit ...

Ein Mann hat in NRW einen Zahnarzt in dessen Praxis erschossen. Der Tatverdächtige hat sich selbst gestellt. Angeblich fühlte er sich schon vor der Tat verfolgt und bespitzelt.

Hoffentlich geraten jetzt jene in's Raster, potenzielle GewalttäterInnen zu sein, die immer wieder ohne Grund behaupten, von angeblichen Stalkern belästigt zu werden.

Wie sich herausstellte, war bereits mehrmals gegen den Mann ermittelt worden, unter anderem wegen des Verdachts eines Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz. Das Verfahren war jedoch eingestellt worden, nachdem eine Wohnungsdurchsuchung ergebnislos blieb.
http://www.wdr.de/themen/panorama/kriminalitaet05/mord_oelde/index.jhtml?rubrikenstyle=panorama

Auffällig und merkwürdig: Gegen den Mann wurde also dauernd ermittelt, sogar seine Wohnung wurde auf den Kopf gestellt - ohne dass je etwas Verdächtiges gefunden wurde. Offenbar fühlte er sich dann ja nicht ohne Grund ständig verfolgt und bespitzelt.

Wie nennt man sowas? Sich selbst erfüllende Profezeihung oder StossStangentaktik resp. KundenZucht des Justiz- und PolizeiApparates?

Wem ist jetzt geholfen? Dem Mann nicht - der wandert für Jahre in den Knast. Dem Arzt nicht - der ist tot. Seinen Patienten vielleicht, wenn er ein Pfuscher war, aber da sollte es bessere Methoden der Abhilfe geben. Die Praxishelferinnen werden arbeitslos. Allein der Justiz- und PolizeiApparat profitiert: Man kann sich bestätigt fühlen, der Mann war gefährlich - wenn auch vielleicht erst durch die Jahre lange Drangsalierung und Bespitzelung - und man hat jetzt wieder Arbeit mit dem Fall. Toll. Klasse.

*Den Begriff Front für den Kontakt zwischen Arzt und Patient habe ich erstmals vor paar Jahren von einem Arzt gelesen und ich fand dieses Wort ebenso bezeichnend wie ätzend und deplatziert. Grade habe ich es wieder auf einer Mediziner-Seite gefunden. Soll sich jeder eigene Gedanken zu diesem militärischen Terminus und der dahinter zu vermutenden Haltung machen.