Mittwoch, Februar 23, 2005

Pawlowsche Hunde

Sobald auch nur jemand die Diagnose faschistoid mit einem gewissen Temprament stellt, setzt sich augenscheinlich eine ebenso hirnlose wie staatliche Maschinerie in Gang, aus Staats- und Verfassungsschützern, Politik und Polizei, bestimmten Journalisten und rechtlastigen Vertretern des Unterhaltungsgewerbes, um den Diagnostiker durch schiere und langdauernde Massenaufmärsche vom Gegenteil zu überzeugen. SchildBürger der modernen Massengesellschaft.

Den Unterschied zwischen pauschaler Anklage gegen ein ganzes Land und der klaren Benennung von Einzeltätern, einzelnen Gruppen und bestimmten Strukturen, den können oder wollen diese Tunnelblicker nicht sehen. Die stellen sich ganz ahnungslos oder vorsätzlich an die Seite der faschistoiden Kriminellen, die man dann natürlich nicht so charakterisiert und also nicht als kriminell ansieht. Aber wer mit Faschisten gemeinsame Sache gegen die Grundrechte anderer macht, ist selbst ein Faschist. Darum ist auffälliger- und merkwürdigerweise mitlerweile auch ein Pauschalurteil zutreffend geworden.

Die Geschwister Scholl waren sehr jung, gesund und intelligent und haben dennoch ihr Leben hingegeben, für die universalen Menschenrechte. Sie sind ermordet worden, von einer faschistischen deutschen Gesellschaft. Wie kann man sich da noch um seine berufliche oder soziale Karriere sorgen?

Die Verhältnisse des Faschismus sind heute anders als damals - das Problem bleibt.
Es gibt kein Urvertrauen mehr. Der deutsche Mensch neigt zur Vereinsmeierei und darin zum diabolisch böse Sein. Individualität gilt in Deutschland als Geisteskrankheit und wird rigoros therapiert.

Die Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek nannte die austrische Gesellschaft eine kernfaule Mozartkugel. Was wäre das passende Bild für die deutsche Gesellschaft? Ein volldigitalisierter HighTech-Fleischwolf in schickem Design? Homo homini lupus. Wir machen aus jedem Menschen ein Würstchen.