Montag, Juni 20, 2005

Chaostage in Hannover
Komisch, viele Jahre wurde dem staunenden Publikum von Polizei und Medien aufgetischt, als wären Stadt und Polizei für ein paar Tage hilflos einer Invasion anonymer, gewalttätiger Chaoten ausgeliefert. Arme gutmütige, demokratische Polizei. Böse, brutale, schwarzvermummte Chaoten. Spätestens seit der Expo 2000 ist der Spuk vorbei. Geht also doch. Offensichtlich brauchte man jahrelang die sog. Autonomen als Feindbild und Sündenbock. Als man sie nicht mehr brauchte, hat man sich ihrer locker entledigt. Auch ein Beleg für meine These, dass die heutige Kriminalität von Justiz und Polizei zum Teil geduldet wird, als Beleg für die angebliche Gefährdung unserer angeblich freien demokratischen Gesellschaft, und als Legitimation für Verschärfung der Gesetze und die Mehrbeschaffung von Material und Personal für die Polizei.

Als es die sog. Chaostage noch gab, habe ich mal bei 'nem Kumpel zufällig Polizeifunk mitgehört (Feindsender hören ist immer noch verboten?). Sehr spät in der Nacht kam eine Anfrage an die Zentrale, da würde eine Gruppe Autonomer durch die Strassen randalieren, ob man die aufgreifen solle. Zentrale will wissen, wo genau. Die Strasse wurde genannt. Dann lange nix. Dann die Nachfrage: Oder sind die von uns? Und die Bestätigung: Ja, sind unsere, kein Zugriff.

So läuft das bei unseren Freunden und Helfern. Die haben ihre eigenen Autonomen (sic! Name). Die randalieren Nachts durch Strassen, stören die Nachtruhe der Bürger, und die denken dann: Scheiss jungendliche Autonome, wir brauchen mehr Polizei und schärfere Gesetze.
Auch mir lauerten vor gar nicht langer Zeit mal solch eine Gruppe Schläger auf - erstmal wohl nur zur Einschüchterung. Mal sehen was demnächst noch so kommt. Nachdem was ich hier so schreibe... Aber ich mache hier nicht die drei Affen.