Mittwoch, November 26, 2003

Arzt-Patienten-Verhältnis

(Mein Extrakt des Textes von Lukas Pokorny auf http://www.hausarbeiten.de/faecher/hausarbeit/phj/21642.html)

Die Grundprinzipien des ärztlichen Handelns basieren auf dem Eid des griechischen Arztes Hippokrates. Das Genfer Ärztegelöbnis von 1948 orientierte sich am ,,Eid des Hippokrates":
Das Genfer Ärztegelöbnis ist nicht mehr als ein Grundgerüst. Der bekannte Soziologe Talcott Parsons nannte 1951 in seinem Werk ,,The Social System" folgende fünf Tugenden, die ein Arzt besitzen müsste:

· die fachliche Kompetenz
· die funktionelle Spezifität
· die altruistische Haltung
· die allparteiliche, universalistische Einstellung
· die affektive Neutralität

Oftmals wurden diese Idealmerkmale als nicht erreichbar tituliert und kritisiert.
Nicht umsonst werden Ärzte als ,,Götter in Weiß" betrachtet. Der Arzt genießt das Privileg in unsere Intimität eindringen zu dürfen.

Ein Arzt trägt eine schwere Last auf seinen Schultern, da er die von uns an ihn herangetragenen Erwartungen aufs Beste erfüllen muss. Der Arzt ist aufgefordert sofort zu handeln, da er ja die ,,Heilfunktion" inne hat. Er ist derjenige, von dem aktives Handeln erwartet wird. Doch diese allgemeine Ansicht führt zu Schwierigkeiten, da der Arzt oftmals viel zu früh handelt ohne vorher auf den Patienten näher einzugehen.

Das Idealbild eines Mediziners entspricht leider nicht dem Realbild. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Selbsteinschätzung der Ärzte weit von dem entfernt liegt, was man als ,,ideal" titulieren würde.

Es herrscht wie auch bei den Ärzten eine große Diskrepanz zwischen dem Idealbild und dem Realbild eines Patienten. Ideale Patiente-Merkmale wären beispielsweise:
klar, geordnet, frisch, konzentriert, friedlich, gelöst, sympathisch, intelligent, sozial.

Dem gegenüber stehen die in der Realität anzutreffenden Charakteristika der Patienten:
schwach, ernst, müde, nüchtern, weitschweifig, unsympathisch, unsozial. Die Merkmale des idealen sowie des realen Patienten gehen aus Untersuchungen hervor.

Schon die ersten zehn bis fünfzehn Sekunden einer Arzt-Patienten-Beziehung sind ausschlaggebend für den Verlauf der weiteren Interaktion. Wichtig ist, dass der Ersteindruck nur einmal vermittelt werden kann.

Oft versuchen Ärzte durch eine allzu triviale Alltagskommunikation besseren Zugang zum Patienten zu finden. Hier kommen eine Vielzahl von gesprächsverfälschenden Faktoren hinzu, die letztendlich zu einer Fehleinschätzung des Arztes bezüglich der vorliegenden Situation führen.

Weiters muss leider gesagt werden, dass viele Ärzte den Patienten zum Laien abwerten. Es ist verständlich, dass der Arzt über ein größeres Spektrum an Fachwissen verfügt, jedoch trübt die Abwertung des Patienten das Behandlungsklima.
Stützt sich die ärztliche Gesprächsführung auf folgende drei Prinzipien, so führt dies zum ersten therapeutischen Teilerfolg:

· Echtheit (Ehrlichkeit, kein Rollenspiel)
· Empathie (Hineinversetzen in die Situation des Patienten um neue Lösungsansätze zu finden)
· Akzeptanz

Die Kongruenz und die Echtheit sind wohl als die vorangingen Prinzipien anzusehen. Der bekannte deutsche Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer formulierte drei sogenannte ,,Kardinalfehler", welche in einer Arzt-Patienten-Beziehung vorkommen können. Er unterscheidet drei verschiedene Typen:

· der übereifrige Typus
· der sich aufopfernde Typus
· der sich professionell gebende Typus

Der übereifrige Arzt macht den Patienten durch sein Verhalten von sich abhängig. Der Patient wird in seiner Entscheidungsfreiheit bedrängt.
Der sich aufopfernde Arzt sieht die Probleme der Patienten als seine eigenen an. Auch aus dieser Verhaltensweise kann zwangsläufig das Burnout-Syndrom resultieren.
Der sich professionell zeigende Arzt sieht sich selbst als eine Autorität und unterlässt das Zustandekommen einer intensiveren Arzt-Patienten-Beziehung. Er stempelt den Patienten als Laien ab und ist bemüht stets Selbstbestätigung zu erhaschen.