Samstag, November 01, 2003

Schreiben gegen den Tod

So hiess die beeindruckende Reportage gestern auf ARTE über eine Schweizerin, die Brieffreundschaften mit US-amerikanischen TodesStrafeKandidaten pflegt und sich für deren Rechte engagiert.

Eigentlich ist dieses Thema für mich ausgelutscht: Die Sache ist klar und der einfache Europäer kann nix tun - Amen.
Aber es war eben doch wieder irgendwie neu aus einer ganz persönlichen Perspektive. Die Frau hatte selbst einige Zeit in Argentinien während der Militär-Diktatur gelebt und dort Freunde und Bekannte verloren.
Entgegen eventueller Vorurteile: Die Frau ist verheiratet, hat Kinder und ist berufstätig.

Es wurde ein Gespräch eines Todeskandidaten gezeigt und noch mal den Punkt gebracht, was mir in dieser Deutlichkeit wieder eindringlich klar wurde: Es gibt keine reichen Leute in den Todeszellen, wohlhabende Killer werden NIE hingerichtet (Beispiel O.J. Simson). Es geht also nicht um Recht, es geht um Geld.
Es werden Leute hingerichtet, die aufgrund dürftigster Beweislage verurteilt wurden, die woanders freigesprochen würden. Es werden Leute hingerichtet, die als Jugendliche in einer bedrängten Situation jemanden töteten, verurteilt und inhaftiert wurden und mit über 30 Jahren, teils als völlig veränderte, andere Menschen nun getötet werden von staatlich bestallten Beamten.

Meine Meinung: Was in den USA extrem aus agressiven Rachegelüsten bis zum Sinn entleerten Exzess verkommen ist - ohne jede soziale, rehabilitierende und demütig spirituelle Komponente (Gnade), ist hier bei uns in Deutschland bis zum ebenso verfehlten Gegenteil ausgeufert: TäterSchutz. Die Opfer haben ja noch unseren Sozialstaat.
Die gedemütigten Opfer werden betrogen um ihr Recht, um Genugtuung, um Schmerzensgeld und Schadenersatz, sie werden ruhig gestellt, durch Abfederung im Sozialnetz. Und das schimpft sich dann sozialer Friede. Ein ScheinFriede und eine Friedhofsruhe.