Samstag, August 20, 2005

Deutsch = Form vor Inhalt
Julia Encke hat staunend zugehört, wie Ralf Dahrendorf auf einer Veranstaltung in Berlin die düstere Frage "Was fehlt Deutschland eigentlich?" mit gutgelaunten Antworten belegte. "Lord Dahrendorf zufolge fehlt Deutschland zuallererst eine entschiedenere politische Sprache: 'Ich garantiere Ihnen', versicherte er, 'dass in Großbritannien Begriffe wie "Hartz IV" oder "Ein-Euro-Job" nicht einen Tag überlebt hätten.' Auch spreche Tony Blair niemals von 'Reformen', sondern immer nur von 'Modernisierung', und was in Deutschland 'Deregulierung' genannt wird, heiße in England hoffnungsfroh 'better regulation'. Das sei kein Zufall. Eine ganze Einstellung verberge sich dahinter. Anders gesagt: Die politische Sprache in Deutschland ist voller schlechtgelaunter politischer Begriffe, so dass es am Ende gar kein Wunder ist, wenn das ganze Land tatsächlich schlechte Laune hat." Quelle: SpOn www.spiegel.de

Das läuft hier in Teilen aber auch schon anders. Auf die deutsche Art werden zwar Begriffe geschönt, aber der Inhalt, die negative, destruktive Haltung dahinter, bleibt. Also alter Essigwein in frischen, neuen Schläuchen. Das ist noch perverser.

Wenn ein Deutscher hört, bei einer Erkältung sei Fieber eigentlich ein gutes Zeichen, und schlau wie er ist, weiss er, dass der Kranke bei Fieber zum Frieren neigt, dann dreht er zukünftig als Therapie den Kranken die Heizung runter, damit die möglichst schnell frieren, und behauptet/glaubt dann, dass sei Zeichen für Fieber und also ein positives Symptom baldiger Genesung - Kraft durch Frieren. Jedem das seine.