Sonntag, August 01, 2004

Animal Farm

Psychiatrisierung - also einen Mitmenschen als psychisch krank zu deklarieren, ist eine altbekannte Methode, unliebsame Leute, die man auf seriöse Art nicht mundtot bekommen kann oder will, einerseits sozial zu isolieren und dann weg zu sperren aus der Öffentlichkeit. Das macht jede Diktatur mit Rebellen und Querdenkern und anderen unbequemen Menschen so. Der Ostblock war berüchtigt dafür, ebenso die Nazis - aber solche Strategien gibt es auch in Demokratien. Jeder kann alles und jeden als krank abqualifizieren, resp. seine Eigenheiten, seinen Charakter, seine Absonderlichkeiten in die Nähe von Kriminellem, Krankem, Gefährlichem stellen.

Manche finden es verdächtig und krank, wenn jemand sich von dem Geschnatter, den Manipulationsversuchen und dem psychischen Druck durch eine grosze Gruppe Menschen lange Zeit nicht beeindrucken lässt. Wenn Social Engineering nicht funktioniert - dann ist nicht die Ingenieurtruppe blöd, hat was falsch gemacht - nein, dann ist das Zielsubjekt suspect.

In den USA müssen Bewerber für einen Job die nötigen Aggression mitbringen, Sportler brauchen den richtigen "Killer-Instinkt", um letztlich bis an die Spitze zu kommen. Beharrlichkeit und fester Blick auf das Ziel wird als positive Charaktereigenschaft überall hochgeschätzt und Kindern fleissig anerzogen.

Aber wehe, jemand hat diese Eigenschaften - aber orientiert sich damit nicht an dem was die Gruppe, Horde, Herde will, sondern daran, was die Gruppe, Horde, Herde einmal als ihre Regeln aufgestellt hatte - dann wird nicht etwa die Gruppe wieder zur ihren Regeln zurückkehren - nein - der Verfassungs-Fanatiker wird von ihr als gefährlicher Aussätziger dargestellt, unterdrückt und ausgegrenzt oder kalt gestellt.